Telekom, Netzneutralität und DAUs

Voriges Jahr habe ich einige Prügel eingesteckt, weil ich in der brand eins die „Gute Frage“ zu beantworten versucht hatte, warum das Netz eigentlich neutral sein soll.

Jetzt bekommt die seinerzeit eher theoretisch geführte Debatte einen konkreten aktuellen Aufhänger: Die Deutsche Telekom will das Datenvolumen auch im Festnetz deckeln. Ich hatte das Stichwort „Verursacherprinzip“ angeführt: Wer viel konsumiert, sollte vielleicht auch mehr zahlen als der, der wenig konsumiert.

Leider ist die Telekom nicht wirklich konsequent. Sie deckelt das Volumen abhängig vom gewählten Bandbreitentarif. Dem Inhaber eines 16.000-DSL-Anschlusses stehen demnach weniger Gigabytes pro Monat zu als einem 50.000er-Kunden, der  einen höheren Tarif bezahlt. „Telekom, Netzneutralität und DAUs“ weiterlesen

Ja sicher. Hättet ihr wohl gern.

VertraueMir

Respekt, Herr Hanfeld!

FAZ-Medienredakteur Hanfeld widmet sich der würdelosen Abservierung der Spiegel-Chefs Georg Mascolo und Mathias Müller-von Blumencron und sagt ein paar wahre Dinge, zum Beispiel:

Es ist ein Zeichen der Ratlosigkeit, die nicht nur beim „Spiegel“ herrscht, sondern in der ganzen Branche. Denn diese muss nach dem Maßstab fragen, an dem die Qualität journalistischer Arbeit zu messen ist, und für den Wert geistiger Arbeit eintreten, der in der digitalen Ökonomie in Frage gestellt wird – von Internetkonzernen, die mit den Inhalten anderer Geld verdienen, und von oberschlauen Kommentatoren, die Journalisten und Verlagen permanent vorhalten, sie hätten für das Online-Zeitalter immer noch nicht das passende Geschäftsmodell gefunden. Das freilich bislang niemand entdeckt hat, der nicht heimlich oder offen von zu Monopolisten avancierten Online-Konzernen querfinanziert oder durch Rundfunkgebühren alimentiert wird.

Erschreckend sind wieder einmal die hohen Leserempfehlungsquoten bei Kommentaren, deren Autoren ich mir wie deutsche Ausgaben von NRA-Ballermännern und Tea-Party-Staatsverächtern vorstelle.

Google, der Wert der Fotografie und der Fellow

Beim Computeraufräumen stieß ich gerade noch einmal auf einen nicht mehr ganz frischen Blogeintrag von Tobias Schwarz. Das ist dieser junge Typ, der sich mutwillig „Isarmatrose“ nennt, obwohl (1.) er an der Spree wohnt, (2.) es auf der Isar mangels Schiffbarkeit nur Flößer gibt und (3.) für ein gestandenes Münchner Mannsbild allenfalls „Eisbachsurfer“ ein satisfaktionsfähiger Web-Nick wäre.

Für alle, die ihn noch nicht kennen: Tobias Schwarz sieht aus wie ein Knallroter zur Zeit der Ostermärsche, diente mal (nomen erat omen) den Schwarzen, und während seine Gesinnung in auffälligen Orangetönen schillert, verdingt er sich heute bei den Grünen – als Kreisgeschäftsführer Berlin-Lichtenberg sowie Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft Netzpolitik.Als Werkstudent hat er schon in der Öffentlichkeitsarbeit des scheingrünen Lobbyverbandes CO2ncept plus (dessen industrielle Mitglieder sehr froh waren, von der EEG-Umlage entlastet zu werden) sowie bei McKinsey gastiert, was allein wegen seines Äußeren jedes linke Vorurteil über die Mäckies ins Wanken bringt. Vielleicht wuchsen ihm Mähne und anachronistischer Zottelbart ja auch erst später, oder Mitarbeiter ohne Kundenkontakt dürfen das. Wie auch immer: Ein CV mit 18 Positionen binnen fünf Jahren zeigen außer ihm nicht viele im Netz (vielleicht auch deshalb, weil mehr manchmal weniger bedeutet).

Also sprach Tobias Schwarz:

„Fotografie existiert nicht deshalb, weil damit Geld verdient werden kann.“

Tja, liebe, arme Fotografen und Bildjournalisten, wie Ihr seht, zäumt hier ein Teilzeit-Urheber (Online-Fachautor und sogar stolzer Inhaber eines VG-Wort-Wahrnehmungsvertrags) gewaltsam den Pegasus vom Schwanz her auf. Und merkt es nicht in seiner Kurzsichtigkeit.

Es ist nur dummerweise so, liebe Netzgrüne: Hätte man mit Fotografie nie Geld verdienen können, gäbe es sie nicht. Louis Daguerre, George Eastman, Carl Zeiss, „Google, der Wert der Fotografie und der Fellow“ weiterlesen

Google macht keinen E-Commerce, liebes Handelsblatt

Einen Tag vor dem 1. April behauptet ein Kollege vom Handelsblatt: „Google bringt jetzt auch die Brötchen.“

Die des heurigen Ostermontags-Datums würdige Story geht ähnlich abenteuerlich bis fantastisch weiter. So heißt es beispielsweise:

„Mit dem Schritt betritt der Suchmaschinenkonzern notgedrungen ein margenschwaches, aber hart umkämpftes Geschäftsfeld. Der Grund: Er will den E-Commerce nicht kampflos an Amazon und Ebay verlieren.“

Nein. Nein. Nein. Abgesehen davon, dass harte Kämpfe auf Geschäftsfeldern notgedrungen die Margen schwächen (nix aber, denn: that’s the way the cookie crumbles), kann Google den E-Commerce gar nicht an Amazon oder Ebay verlieren, allenfalls umgekehrt. Google macht bis dato bekanntlich keinen E-Commerce, sondern Werbung.

Google will – hierher gehört das „aber“ – auch künftig nichts verkaufen. Die Ware kommt von Händlern. Google testet den Einstieg in die Logistik, sprich: eine Verknüpfung von Marketingplattform und Lieferorganisation, wie Amazon das neben seinem eigenen E-Commerce-Business mit den Partnershops macht. Zudem geht es keineswegs um ein paar lausige Semmeln, sondern um höherwertige Waren. Es ist ein Experiment – und kein sehr überzeugendes.