Wozu Urheberrecht? (3) – Sozialismus 2.0

Robin Hood war, zumindest der Legende nach, ein großer Sozialist. Er betrieb Umverteilung von oben nach unten. Er nahm den Reichen und gab den Armen. Die Enteignungen, die er eigenmächtig durchzog, korrigierten Ungerechtigkeiten des feudalen Systems. Hood raubte Menschen aus, die selbst mit räuberischen Methoden zu Wohlstand gekommen waren. So wurde er zu Europas erstem Outlaw, der als strahlender Held in die Geschichte einging.

Die Piraten unserer Tage – ob nun Parteigänger oder nicht – überfallen keine Raubritter. Sie wollen nicht nur Armen, sondern allen etwas geben, das ihnen nicht gehört. Wie echte Sozialisten wollen sie die Gesellschaft per Umverteilung verändern, aber sie haben kein klares und akzeptables Feindbild, keine konsistente Ideologie. Das alles kann sich vielleicht noch entwickeln.

Was aber wirklich stört, ist ihre enorme Ungeduld. „Wozu Urheberrecht? (3) – Sozialismus 2.0“ weiterlesen

Wozu Urheberrecht? (2) – ACTA

Am Donnerstag ist die neue brand eins erschienen. Darin bin ich der „Guten Frage“ nachgegangen, wozu ACTA eigentlich gut sei. Ich spreche mich letztlich gegen das Anti-Counterfeit Trade Agreement aus – aber nicht aus den üblicherweise vorgebrachten Gründen – und zerpflücke die teilweise hanebüchenen Fehlinformationen, die monatelang über ACTA verbreitet wurden (bitte im Heft nachlesen; der Text bleibt wie üblich einen Monat hinter der papierenen Paywall, weil die Redaktion und ich von etwas leben müssen).

Kaum war das Heft in den Briefkästen und an den Kiosken, erreichte mich bei Google+ die erste Kritik. Absender: ein junger Leser, der die Ansicht vertritt, ich sei – sinngemäß – für solche Themen doch wohl leider eine Fehlbesetzung. Der unschwer als Sympathisant der Piratenpartei erkennbare Leser war schwer enttäuscht, dass jemand wie ich, der immer so tut, als kenne er sich im Internet aus, so etwas Unsägliches schreiben kann. „Wozu Urheberrecht? (2) – ACTA“ weiterlesen

Wozu Urheberrecht (1): TL, DR

Statt überall und nirgends meine Kommentare zur Urheberrechtsdiskussion zu hinterlassen und selbst den Überblick zu verlieren, was wo steht, drehe ich es heute um und poste hier bei mir daheim.

Das erlaubt mir, das, was ich sagen möchte, richtig zu dosieren, zu portionieren, zu strukturieren. Das Problem ist nämlich, dass viele Menschen nicht mehr die nötige Geduld aufbringen für längere Texte, jedenfalls nicht, wenn es sich um endlose Kommentar-Geplänkel handelt, die sie am Bildschirm lesen müssen. Eines der neuen Trendkürzel, die ich im vergangenen Jahr lernte, heißt:

TL, DR. Too long, didn’t read.

Die Leute lesen nicht zu Ende, was ihre intellektuellen Sparringspartner mitzuteilen haben. Sie geben ihren Senf zu einer Wurst, ohne zu wissen, ob der Senf von Aroma und Schärfe her zu dieser Wurst passt.

Reden ohne zuzuhören. Senden ohne zu empfangen. Aneinander vorbeireden. Nennen wir’s die Neue Oberflächlichkeit.

Sie sind nicht so. Sie sind hier.

Sie sind interessiert.

Ich lade Sie ein, sich als Leser/in einmal in die Lage der Urheber zu versetzen – und zu lernen, weshalb vieles, was in „DER Netzgemeinde“ (die es so ja gar nicht gibt) als wahr gilt, auf fundamentalen Missverständnissen und Vorurteilen beruht.

Wozu Urheberrecht?

Nehmen Sie sich Zeit, es herauszufinden. Hier.

Fragen Sie nach.

Fortsetzung folgt.

Weniger Pathos, mehr Tacheles!

„Mein“ Verband, der Bayerische Journalisten-Verband (BJV), und sein gesamtdeutscher Dachverband DJV haben eine seltsame Angewohnheit. Von Zeit zu Zeit nutzen sie ihre „innerverbandlichen“ Versammlungen zur Verabschiedung mehr oder weniger pathetischer Deklarationen, die den gesammelten Frust der Delegierten über alle halbwegs relevanten Missstände des Medienwesens auf einem Blatt Papier konzentrieren und von den Adressaten zuverlässigst ignoriert werden.

Diese gut gemeinten Statements, denen man gemeinhin aus falscher Höflichkeit zustimmt, kommen zumeist als nach dem Tagungsort benannte Erklärungen daher. Da der diesjährige DJV-Verbandstag in Würzburg zusammentrat, also auf dem Hoheitsgebiet des BJV, bescherte uns der Verband also diesmal auf maßgebliches Betreiben des BJV eine „Würzburger Erklärung“.

Ich weiß, dass ich mir jetzt wieder Feinde mache, aber mir ist diese Deklaration peinlich.

Sie ist mir peinlich, weil sie – nicht zum ersten Mal – offenbart, wie unproduktiv und wie wenig kreativ diese ritualisierten Hauptversammlungen sind. Wenn der Verbandstag ein Berg ist, dann kam er in Würzburg mit einem rhetorischen Mäuslein nieder. Bestenfalls erwecken wir mit diesem Text Mitleid. Man muss sich das vorstellen: Wir Journalisten appellieren an den Gesetzgeber, dass er bitte für anständige Arbeitsmöglichkeiten in/bei anständigen Medienunternehmen sorgen möge!?!?! Wie naiv ist das denn?

Machen Sie sich, macht Euch einfach selbst ein Bild davon, wie die größte Journalistenvereinigung im Land zum x-ten Mal über längst bekannte Entwicklungen lamentiert, statt konkrete und realistische Forderungen an diejenigen zu richten, die etwas ändern könnten.

Hier noch mal der Link zum Original – und wenn Sie mein Senf dazu interessiert, gibt’s hier noch mehr zum Thema: „Weniger Pathos, mehr Tacheles!“ weiterlesen

Verklausuliertes Urheberunrecht

Welche Rechte dürfen Verlage freien Journalisten abverlangen, welche nicht? Was darf in den Klauseln von Verlags-AGB stehen? Anlässlich eines Urteils hat Michael Hirschler, Freien-Referent des Deutschen Journalisten-Verbandes, den Anwalt Christian Donle interviewt.