Wikio: „Experten“, die für 5 Euro schreiben?

Der Zynismus der modernen Ausbeuter kennt keine Schamgrenzen. Die neueste Dreistigkeit kommt aus Frankreich (bzw. Luxemburg) und nennt sich „Wikio Experts“. Der Ableger der Firma Wikio baut eigenen Content auf und sucht gerade Dumme, die für Honorärchen schreiben, für die sich selbst die für ihre Sparsamkeit bekannte Verlegerfamilie des Straubinger Tagblatts in Grund und Boden genieren würde.

Jedes Wort, das sich der schreibende „Experte“ abringt, wird – „je nach Thema und Arbeitsaufwand“, ergo nach Gutdünken des Auftraggebers – mit 0,0125 bis 0,075 € vergütet. „Wikio: „Experten“, die für 5 Euro schreiben?“ weiterlesen

Mittwoch: Medienforum NRW in Köln

In eigener Sache:

Das Medienforum NRW hat mich aufs Podium eingeladen, ich soll mitdiskutieren über „Perspektiven des Unternehmerjournalismus“. Das Motto lautet:

Ohne Netz am Boden?

Aus dem Programm:

Digitale Medien haben das Berufsbild des Journalisten verändert, die alten Geschäftsmodelle sind infrage gestellt. Die Distribution braucht keinen fremden Dritten mehr, sondern der Journalist kann seinen Content selbst vermarkten – unter anderem auch über diverse Plattformen. Aber ist das ein realistisches  Businessmodell? Und wollen die Journalisten diese neue Freiheit?

Unter der Regie von Anke Bruns sitzen in der Runde auch Sven Hansel (Kölner Journalist und Testimonial-Person der bundespostalischen Textbörse „Die Redaktion“), die einer näheren Vorstellung kaum bedürftige Medienjournalistin und Social-Media-Ausprobiererin Ulrike Langer, Slow-Media-Manifest-Mitautorin Sabria David sowie der uns alle an Prominenz weit überstrahlende Konstantin Neven DuMont, nicht nur Niggemeier-Kennern ein Begriff.

Datum: Mittwoch, 22. Juni, 15:30 – 16:30 Uhr

Ort: Kölle/Cologne/Köln, Staatenhaus am Rheinpark, Raum Zwei

Journalisten und die VG Wort II

Noch mal Nachlese zu den VG-Wort-Gremienwahlen am Freitag und Samstag: Ich danke den Kollegen von ver.di und den Freischreibern, dass sie bei der Delegiertenwahl auch die DJV-Kandidatin Livia Syttkus unterstützt haben. Auf den Bayerischen Journalisten-Verband konnte sie leider nicht zählen: Dessen Vorstand hatte nicht nur seine Mitgliederversammlung mit Vorstandswahl für dieses Wochenende anberaumt. Die Kollegen waren mit sich leider so beschäftigt, dass sie (bis auf drei Ausnahmen) trotz E-Mail-Erinnerung vergaßen, dass sie in München verbliebenen Kollegen ihre Stimmen hätten übertragen können. Schade.

Journalisten und die VG Wort I

Bevor ich zu ein paar grundsätzlichen Anmerkungen über meine Zunft und ihre Vorstellungen zum Urheberrecht komme, die aktuelle Nachricht vorweg:

Auch in den kommenden vier Jahren – also bis Mai 2015 – können sich Journalistenkolleg(inn)en bei Problemen rund um die VG Wort vertrauensvoll an mich wenden. Die Mitglieder der Berufsgruppe 2 (Journalisten und Sachbuchautoren) haben mich gestern zum zweiten Mal in den Verwaltungsrat wiedergewählt.

Zwei journalistische Mitglieder der VG Wort – und damit komme ich schon in die Randzonen des Grundsätzlichen – können mich eigentlich nicht gewählt haben. Sie hatten mir nämlich kurz zuvor eine gänzlich neue Erfahrung in meiner langjährigen ehrenamtlichen Karriere beschert und dem Verwaltungsrat, dem ich nun mal angehöre, die Entlastung verweigert. Und zwar ohne Vorwarnung oder Aussprache, sowohl im eigenen Namen als auch als Bevollmächtigte von vier weiteren Kollegen.

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Content-Allianz ohne Autoren

Die Politik müsse den Wert medialer Inhalte erkennen, fordert laut Kress die Deutsche Content Allianz, ein Bündnis aus VPRT, ARD, ZDF, BVMI, GEMA, SPIO, Produzentenallianz und Börsenverein. In einer gemeinsamen Erklärung ist auch von „Urheber- und Leistungsschutzrechten“ die Rede. Wenn ich die GEMA mal ausklammere, weil sie Komponisten und Texter als Mitglieder hat, sehe ich in diesem Club weit und breit keine Mitgliedsorganisation, die für sich in Anspruch nehmen könnte, die Interessen der Kreativen und insbesondere der Journalisten zu vertreten. Der DJV-Bundesvorstand sowie die Zeitungs- und Zeitschriftenverleger sind zwar wohl gefragt worden, ob sie mitmachen; die Gremien haben aber noch nicht entschieden. Die VG Wort ist nicht einmal gefragt worden. Dennoch gehen die Initiatoren schon an die Öffentlichkeit und reden in unserem Namen. Diese Abgehobenheit nehme ich Monika Piel, Markus Schächter und Jürgen Doetz wirklich übel. Sie wissen eigentlich um die Bedeutung der Urheber.