Mascolo mit Rechtschreibschwäche

Gute Nachricht für alle Journalisten mit Rechtschreibschwäche: Man kann mit diesem Handicap Spiegel-Chefredakteur und sogar FAZ.net-Feuilletonredakteur werden. In der Frankfurter Allgemeinen Onlinezeitung fand ich gestern ein Stück des derzeit freien Kollegen Georg Mascolo mit folgender Passage:

NSA-Hilfe bei der Entführung deutscher Staatsbürger hat Tradition: Als 2003 in der Sahara sechzehn deutsche Motorradtouristen gekidnappt wurden, nutzten die Entführer ein Thouraya-Satelittentelefon. Nur die NSA konnte den Code knacken und den genauen Standort des Telefons ermitteln.

Zwei Fehler in einem (allerdings gekoppelten) Wort! Kleiner Hinweis für die, denen nichts auffällt: Es gibt weder Satteliten noch Sattelliten noch Satelitten und auch keine Sateliten, sondern nur Satelliten. Und die Satellitentelefonfirma trägt hier ein überzähliges O im Namen.

Man könnte jetzt sagen: „Was soll’s, Hauptsache die Information als solche ist korrekt recherchiert!“ Aber die Ortung hat nichts mit dem Code zu tun. Den braucht man zum Belauschen, und darum ging es ja in diesem Fall nicht. Die Entführer benutzten das Telefon, um ihre Forderungen zu stellen. Es ging also um den Zugriff auf die Verbindungsdaten des Funknetzbetreibers, der seinen Sitz in Dubai hat. Die interessante Frage wäre also, ob die NSA den Funkverkehr der Thuraya-Satelliten selbst vorsorglich komplett scannt (was man vermuten darf) oder ob sie gute Kontakte ins Emirat pflegt und solche Infos fix und fertig von dort geliefert bekommt. Nur eben: Schlüsselknackerei war hier ausnahmsweise nicht die geforderte Kernkompetenz.

Außerdem möchte unsereins im Online-Zeitalter ja vielleicht mal eine Archivrecherche machen – und ob die Suchalgorithmen so fehlertolerant sind wie der Redakteur, der hier schlafend gegengelesen hat, weiß ich nicht. Bei Satttelllittten sind bestimmt alle Schreibweisen thesauriert, weil ja kaum ein Nicht-Fach-Journalist das unfallfrei hinkriegt. Aber wenn ich etwas über Thuraya suche, wird mir dieser Text nicht angeboten. Ich muss ihn schon richtig falsch buchstabieren.

P.S.: Bei dpa und Reuters hat sich bis heute noch nicht völlig herumgesprochen, dass nicht nur Köln-Mülheim und Mülheim-Kärlich, sondern auch Mülheim an der Ruhr ohne Dehnungs-h geschrieben wird. Da Zeitungsredakteure den Agenturmenschen blind vertrauen, steht immer wieder (zuletzt vorgestern gelesen) „Mühlheim“ im Blatt. Warum schreibt eigentlich nie jemand „Düsburch“ (ˈdyːsbʊə̯ç)? Das ist viel schwieriger, aber alle kriegen es hin.

 

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