Nach ausgiebigem Blick in die Weltgoogle glaube ich behaupten zu können, dass Thomas Gerald Müller und Manfred Orle keine Qualitätsjournalisten sind. Das hat aber wirklich nur am Rande damit zu tun, dass sich die beiden Spezln als einzige Vertreter einer „Medien“-Organisation (nämlich des Deutschen Medien-Verbandes e.V.) für die „größte Prominenten-Jury aller Zeiten“ nominieren ließen, nämlich die des größten Flops unter den überflüssigen deutschen Promi-Selbstbeweihräucherungs-Events, auch „Star Award“ genannt. (Die Gala wurde abgesagt, weil sich nicht genug Sponsoren fanden, was für eine gewisse Einsichtsfähigkeit der einschlägigen Entscheidungsträger spricht. Der Preis wurde von den einschlägigen Boulevardmedien nicht einmal des Ignorierens wert befunden.)
Müller ist kein Journalist, sondern Unternehmer und Jurist – und als solcher Partner einer Kanzlei, die sich im Web als „klassische Anwaltsboutique mit Standorten in Berlin und Mainz“ empfiehlt. Orle ist Diplom-Kaufmann und betreibt ausweislich diverser Einträge in Online-Branchenverzeichnissen ein Redaktionsbüro in München, macht sich aber nicht die Mühe, irgendwelche Referenzen vorzuweisen. Womöglich ist er ein Qualitäts-PR-Mann. Freilich ist seine Arbeit dann wohl von solch einer erlesenen Qualität, dass er allein von Mundpropaganda leben kann, denn auch in dieser möglichen Eigenschaft hat der Mann keinerlei Spuren im Web hinterlassen, die von Googles Algorithmen für relevant gehalten würden. Vielleicht macht er ja PR für Firmen, die aus gutem Grund nicht in der Presse vorkommen wollen. Seine einzige journalistische Arbeit, die mit vertretbarem Aufwand zu finden ist, fertigte Orle vor zehn Jahren. Sie dem Genre Qualitätsjournalismus zuzurechnen, fällt mir einigermaßen schwer, aber das mögen Sie vielleicht anders sehen.
Die beiden Herren fühlen sich gleichwohl berufen, mittels einer Zertifizierung die (Zitat) „Spreu“ unter Deutschlands Journalisten von deren „Weizen“ zu trennen. (Darf ein Qualitätsjournalist eigentlich solche abgedroschenen Floskeln im 21. Jahrhundert noch verwenden? Oder sind die retro und damit wieder in?)
Und wie stellen sich Klein-Fritzchen und Klein-Willi Klein-Tommy und Klein-Manny die beiden allein vertretungsberechtigten Präsidiumsmitglieder des Deutschen Medienverbandes e.V. (DMV) dieses Spreu-vom-Weizen-Trennen konkret vor? Tja, so natürlich:
„Zertifizierte Journalisten heben sich … von der Masse unausgebildeter Hobbyschreiberlinge ab und machen ihre Qualität transparent. Scheinbar identische Pressevertreter werden unterscheidbar.
Auch Sie können Ihren bestehenden oder potentiellen Auftrag- oder Arbeitgebern nachweisen, dass Sie Fachwissen im Journalismus besitzen und Ihr Handwerkszeug beherrschen. Die vielfältigen Spezialisierungsmöglichkeiten erlauben es Ihnen, Ihre Bedürfnisse in den Vordergrund zu stellen, statt die Mühlen einer generalisierenden Ausbildung für Allrounder zu durchlaufen. Ihre Stärken weisen Sie gezielt nach und entwickeln sie auch weiter.“
Man lernt nie aus. Unter „scheinbar identischen Pressevertretern“ hatte ich mir bisher Zwillingsbrüder vorgestellt, die als Drücker Abos verkloppen. Jetzt bin ich mal gespannt, wann die ersten Auftraggeber fragen, ob sie mal mein „DMV-Certified-Journalist“-Zertifikat sehen dürfen, weil sie sonst ja nicht erkennen können, ob ich ein Qualitätsjournalist bin. Ich werde dann passen müssen. Ich habe nur ein gewöhnliches Journalistik-Diplom von einer stinknormalen Uni, ganz ohne ISO-Norm.
Außerdem bin ich neugierig, wer das „DMV-Certified-Journalist-Programm des Deutschen Medienverbandes (DMV)“ ins… (Moment bitte, meine Edelfedern sträuben sich noch etwas gegen die Formulierung) „ins Leben gerufen“ hat. Da steht nämlich nur:
Das DMV-Certified-Journalist-Programm des Deutschen Medienverbandes (DMV) wurde von renommierten Journalisten und Branchenexperten 2008 ins Leben gerufen. Nach mehr als zwei Jahren intensiver Entwicklung steht das Zertifizierungsprogramm nun seit 2011 zur Verfügung. Ziel ist, Qualität im Journalismus wissenschaftlich fundiert zu definieren, zu sichern und zu verbessern.“
„Mehr als zwei“… ja, stimmt genau: Von 2008 bis 2011 waren es in der Tat drei Jahre. Jetzt haben wir 2013, und nicht ein einziger dergestalt ausgewiesener Zertifikatsschreiberling protzt irgendwo mit seinem DMV-Qualitätssiegel. Vielleicht hat die Zielgruppe ja erkannt, dass diese Urkunde genauso relevant für sie ist wie der Star Award.
Ein richtiger Journalistenverband ist der DMV sowieso nicht, eher eine Veranstaltung des Thomas-Müller-Freundeskreises. DMV-Justiziar ist Müllers Sozius (nicht Bruder!) Carl Christian Müller. Im Aufsichtsrat (wozu braucht ein Verein so etwas?) sitzt neben einem CSU-Mann, der in einer Münchner Bank als Analyst arbeitet, Müllers Kompagnon in der Kleinmachnower Digitaldruckerei MKM Media, Sören Patz. Journalisten mit oder ohne Zertifikat (oder auch nur „Medienvertreter“) braucht es nicht für so einen Verein. Das deutsche Vereinsrecht ist da sehr großzügig.
P.S.: Müller ist mit Kanzlei, DMV und MKM nicht ausgelastet. Er steuert auch noch als Aufsichtsratsvorsitzender die DFJV AG, den weltweit ersten TÜV-zertifzierten und zugleich als Aktiengesellschaft betriebenen „Journalistenverband“.
Sie sind der oder die 9560. Leser/in dieses Beitrags.
Manfred Orle kann zumindest schreiben. Und er hat auch eine Spur als „Filmreporter“ hinterlassen: http://filmreporter.de/kino/feature/118-Von-der-Rache-besessen.
Ansonsten gibt es beim DMV des Herrn Orle allerlei vollmundige Versprechen von Leistungen, von denen aber Null, Komma, Nichts erbracht wird.
Aktualisierungen oder Ankündigungen auf der Webseite? Fehlanzeige. Einen Newsletter oder eine Einladung zur einer Weiterbildungsveranstaltung oder dem „Networking“? Auch Fehlanzeige. Dieeinzige Post in den zurückliegenden 12 Monaten: Eine Beitragserhöhung im laufenden Jahr plus „Barzahlungsgebühr“ für die Überweisung.
Es ist Abzocke, ohne Gegenleistung, vom Plastikkärtchen Presseausweis mal abgesehen.
Ein „richtiger“ Journalistenverband ist der DMV sowieso nicht? Aha. Was zeichnet denn einen „richtigen“ Journalistenverband aus Herr Froitzheim? Gewerkschaftsähnliche- oder eigene Strukturen? Vermutlich gehören Sie auch du denen, die zwischen „falschen“ und „echten“ Journalisten unterscheiden und Pressegesetz und Pressefreiheit so auslegen wie es Ihnen bzw. ihrem Verband, dem Sie zweifelsfrei angehören, wie es Ihnen in ihre Welt passt. Qualitätsjournalismus lässt sich wirklich nicht an irgendeinem Zertifikat ausmachen, aber offensichtlich auch nicht an einem Studium.
Trollalarm! Ich lösche diese unqualifizierte Bemerkung nicht, sondern lasse sie hier einfach mal stehen, damit sich jeder ein Bild davon machen kann, wie Fans der Pseudo-Journalistenverbände denken.
Ich denke, es dürfte jedem Profi klar sein, dass ein Berufsverband, der den Namen verdient, so strukturiert ist, dass jedes Mitglied volles aktives und passives Wahlrecht hat. Wer in einen Verein eintritt, in dem er weniger mitzureden hat als beim ADAC, ist auf alle Fälle selbst schuld, wenn man ihn nicht ernst nimmt.
Ich lasse ja mit mir darüber reden, ob jemand heute noch mehr als 50 Prozent seines Einkommens journalistisch verdienen muss, damit ich ihn als Kollegen anerkenne und nicht für einen Amateur halte. So eine scharfe Grenze mag antiquiert sein. Aber was für mich einen Journalistenverband ausmacht, ist ganz klar: Er darf nicht gegründet sein von Leuten, die einen ganz anderen Beruf ausüben, der sie auch nährt. Dass sie also beispielsweise nicht hauptberufliche Rechtsanwälte, Druckereibesitzer, Verleger, Eventmanager, Kaufleute, Schauspieler, Industrielle, Politiker oder Gastwirte sind. All das sind Beispiele aus der konkreten Praxis. Ich könnte zu jedem dieser Berufe Namen nennen.
Sie, lieber Herr Steinmetz, sind freilich ein ganz besonderer Fall. Laut Impressum Ihrer Website verplempern Sie jede Menge Geld für Mitgliedschaften in Organisationen, die irgendwelche operettenhaften Plastikkärtchen unters Volk bringen. Ich zitiere:
DMV Deutscher Medienverband e.V.
DVPJ Deutscher Verband der Pressejournalisten e.V.
DFJ Deutsche Foto-Journalisten e.V.
ENA Journalist der European News Agency
Ihnen ist also zum Beispiel nicht einmal aufgefallen, dass der DVPJ e.V., der einst von einem Versicherungsvertreter und einem Handelsvertreter (unter anderem im Vertrieb der „Hallertauer Hopfenperle“ tätig) gegründet wurde, durch eine gleichnamige Aktiengesellschaft ersetzt wurde. (DFJV lässt grüßen.) Sie sind insofern also kein Mitglied eines Verbandes, sondern Kunde einer AG.
Die angebliche Nachrichtenagentur „European News Agency“ ist Teil eines Konglomerats rund um die DVPJ AG, das sich „Reichstein Research Group Inc.“ nennt, hinter der aber kein Mr. Reichstein steht, sondern ein Herr Walter (besagter Mensch, der zumindest noch vor ein paar Jahren als Handelsvertreter tätig war). Das ist eine floridanische Briefkastenfirma. Deren vormaliger Inhaber ist übrigens der erwähnte Versicherungsmensch. Wenn Sie sich für die Aktivitäten dieser Leute interessieren, klicken Sie doch mal auf diesen Link zu einem Angebot namens Joker-X, das so seriös wirkt wie sein Name.
Wäre die ENA eine Nachrichtenagentur, dann hätten irgendwelche Medien deren Dienste abonniert. Welche Medien sollen das bitte sein? (Nennen Sie jetzt bitte nichts, was zur Reichstein Group gehört, das gilt nicht!) Liest man die Selbstdarstellung, merkt man schnell, dass das Etikettenschwindel ist. Der Betreiber versteht zumindest unter dem Begriff Nachrichtenagentur etwas völlig anderes als das, was im normalen Sprachgebrauch darunter zu verstehen ist. (Natürlich kann ich auch einen Tisch als Stehlampe bezeichnen – es wäre genauso einleuchtend.)
Über den niederbayerischen Fotojournalisten-Verein haben ein Kollege und ich übrigens auch vor Jahren schon geschrieben.
Herr Froitzheim Sie haben eine gute Schreibe…. Chapeau.
Bitte halten Sie uns auch in Zukunft auf dem Laufenden.
War Thomas Müller nicht auch bei Alexander Ralf Cyberskis AJM und Ihrer Hauspostille „der Fachjournalist“ mit involviert? Das endete doch seinerzeit in einem kleinen Skandälchen.
Die Schulfreunde TGM und ARC (alias VAT) waren zwar schon ein Team, als der AJM gegründet wurde, aber offiziell hatte Müller noch nicht die Finger drin. Zumindest steht sein Name nicht in der Gründungsurkunde. Cyberski wohnte seinerzeit bei den Müllers in Kleinmachnow im Weg ins Feld. Müller trat wohl mehr beim VJJ in Erscheinung.
Als Cyberski im Sommer 1999 dem Amtsgericht nachweisen sollte, dass sein Verein wirklich ein Verband ist, nannte er jedoch auch den Thomas G. Müller Verlag als Mitglied des AJM. Der „Fachjournalist“ erschien erst eine Weile nach der Umbenennung des AJM in DFJV. Müller hat sich zeitweise um die Produktion des Hefts gekümmert.
Aber was meinen Sie mit dem Skandälchen? Ich kenne nur die Schlappe, die Cyberski mit seiner Werbung für seinen ersten Presseausweis-Klon einstecken musste, wobei er da seinen Adlatus Teichmann vorschickte. Müller wiederum bastelte mit seinen VJJ-Kumpanen Witt und Patz an einem eigenen Heftchen für junge Leute.
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