SZ: Geisterfahrt mit Oxygène auf der Autobahn

Autoren, die sich anmaßen, für ein „Aktuelles Lexikon“ zu schreiben, sollten wissen, worüber sie schreiben. SZ-Redakteur B. Gr. ließ sich dieser Tage über Elektropop aus – und bewies wieder einmal, dass er in der Lage ist, kennerhaft über Dinge zu schreiben, bei denen er vorher besser mal ins Branchenbuch geschaut hätte:

„Erfolg hatte etwas viel einfacheres: der Ohrwurm „Popcorn“ von Hot Butter und das Album „Oxygène“ von Jean Michel Jarre. Auf deren Nährboden gedieh Mitte der Siebzigerjahre jedoch die ironiefreie, sehr deutsche Monotonie der „Autobahn“ von Kraftwerk – und es erwuchs die moderne, melodiöse Disco-Musik des Südtirolers Giorgio Moroder, der die Synthiemusik mit satten Drums und vielen Bässen auf den Tanzboden holte.“

Nur fürs Protokoll: Ein Nährboden muss da sein, bevor etwas sprießt. Nachträglich funktioniert das nicht. Die „Autobahn“ kam 1974 heraus, „Oxygène“ erst 1976 (das Stück landete 1977 endlich in den deutschen Charts).

Außerdem war die Monotonie von Kraftwerk nun wirklich alles andere als typisch deutsch. Typisch deutsch, das waren in den Siebzigern Tony Marshall mit seiner „Schönen Maid“, Heino mit der „Schwarzen Barbara“, Roy Black mit „Ganz in Weiß“ und der Rest des Ensembles der Hitparade aus den UFA-Studios in Berlin – also Marianne „Nanna-naana-naana-na-na“ Rosenberg, Bernd Clüver, Costa Cordalis, Mary Roos, Karel Gott, Jürgen Drews, Jürgen Marcus, Cindy & Bert, Roberto Blanco, Rex Gildo… SzenenbildJoachimCzerczenga-BildschnittHanneloreLipschitz-Regietruckbranss-unddaswarwieimmereineSendungIhresZätt-Dee-Äff!

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