Was unser Marktgemeinderat da macht, ist halber Kram: Tempo 30 und rechts-vor-links in ganz Kaufering außer der Bayernstraße, der Viktor-Frankl-Straße, dem nördlichen Teil der Hessenstraße und der alten B17. Begründet wird das mit angeblich höherer Sicherheit und dito Lebensqualität.
Mehr Sicherheit? Das erinnert mich an die Argumentation der Partei, die es soeben in den Bundestag geschafft hat. Die behauptet, Frauen könnten nicht mehr alleine joggen gehen, seit es hierzulande Flüchtlinge gibt, die ja bekanntlich im Gegensatz zu den selbst im Vollsuff 100-prozentig lammfrommen deutschen Männern allesamt Vergewaltiger sind.
Kurzum: Man behauptet Gefahren, ohne dies mit Fakten belegen zu können. Man erfindet sie. Wann ereignete sich in Kaufering der letzte Unfall, dessen Ursache eine Geschwindigkeit zwischen 30 und 50 km/h war? Gibt es Unfallschwerpunkte in Kaufering, die dringend entschärft werden müssen?
Ich habe vor ein paar Monaten bei der Polizei nachgefragt und erfahren, dass sehr wenig passiert, ab und an ein Blechschaden, gelegentlich stürzt auch mal ein Radler ohne Fremdeinwirkung. Wenn unmotorisierte Verkehrsteilnehmer verletzt werden, hat das laut Statistik ganz andere Gründe als Autos, die zu schnell unterwegs sind. Die Redaktion des Tagblatts möge ins Archiv schauen und mich korrigieren, falls es in den vergangenen Jahren innerhalb Kauferings einen Unfall gegeben haben sollte, bei dem irgendein Radfahrerin oder irgendein Fußgänger von einem zu schnellen Auto verletzt worden wäre.
Es geht also nur um Emotionen, nicht um Fakten. Es geht um ein Sicherheitsgefühl. Deshalb seien wir konsequent. Saas-Fee in der Schweiz oder die Nordseeinseln Baltrum, Langeoog, Juist, Spiekeroog und Wangerooge machen es vor: Dort darf niemand (außer Rettungskräften) mit dem Auto fahren. Das hält nicht nur die Luft sauber, es ist auch die einzige Methode, um zu verhindern, dass ein Autofahrer beim Abbiegen einen Radler übersieht. (Man könnte auch das Abbiegen verbieten, aber wo führt das hin?)
Also weg mit den Blechkisten. Bauen wir einfach auf den grünen Wiesen südlich der Shell-Tankstelle, östlich des Jeggl-Hofs und nördlich des nördlichen Kreisels Parkhäuser und sperren Kaufering für Motorfahrzeuge! Wir gehen alle zu Fuß, fahren mit dem Fahrrad (aber bitte nicht schneller als 30, auch nicht bergab auf der Epfenhausener Straße) oder schieben unseren Rollator. Auch Busse mit ihrem Dieselruß braucht kein Mensch. Für die Belieferung der Supermärkte montieren wir Schienen für eine Fracht-Trambahn auf die als Autostrecke überflüssige B17 alt.
Ja, so ist es, Leute, sprecht endlich die Wahrheit aus: „Erst wenn Kaufering autofrei ist, haben wir 100 % Lebensqualität.“
P.S.: Da nicht jeder Mitmensch Satire sofort erkennt, weise ich vorsorglich darauf hin, dass der oben stehenden Text Spuren von Ironie enthält.
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