Ihr Auftritt, Fritz Fröschl!

Daß der amerikanische Softwarekonzern Computer Sciences (CSC) seit über 20 Jahren auch in Deutschland vertreten ist, war bisher ein gut gehütetes Geheimnis der Branche. Jetzt zeigt ein neuer Chef Flagge und inszenierte ein Motivationsspektakel im Hollywood-Stil. TopBusiness war dabei.

Top Business 12/1992

Gleißendes Licht, ein paar kümmerliche Palmen, ein junger Beduine. Verstreut herumliegende Gegenstände deuten auf den Absturz einer kleineren Passagiermaschine hin. Frustriert hocken 18 Männer und zwei Frauen auf verbeulten Tropenkoffern und herausgerissenen Flugzeugsitzen. Mit ratlosen Gesichtern stieren sie in den gelben Sahara-Sand und auf ein Häuflein seltsamer Utensilien, darunter eine Schußwaffe.

Ganz offensichtlich war niemand in dem Grüppchen darauf gefaßt gewesen, daß sie der neue Boß allesamt mit schadenfrohem Grinsen in die Wüste schickt. Jedenfalls hatten sich die Mitarbeiter des Software-Unternehmens CSC Computer Sciences GmbH den groß angekündigten Neubeginn ganz anders vorgestellt. Friedrich Fröschl, seit Ende 1991 amtierender CSC-Geschäftsführer, hat an diesem Samstag die gesamte deutsche Belegschaft ins Bavaria-Filmgelände eingeladen – zur „CSC-Premiere“, einem Betriebsausflug mit Motivationsprogramm im Hollywood-Stil.

Mit dem Glitzer der Fernsehwelt will er die Angestellten der fünf Niederlassungen, die bisher nur wenig Kontakt miteinander hatten, zu einer Crew zusammenschweißen und für die CSC der Zukunft begeistern. Teamgeist statt Hierarchien heißt seine Devise, mit der er aus der grauesten Maus der Branche, deren Kundschaft 20 Jahre lang aus Dienststellen von Bundeswehr, Bahn und Post bestand, eine attraktive Softwarebraut für Industrie und Handel machen will.

Die Sondervorstellung in der Münchner Filmstadt Geiselgasteig trägt ihren Namen „Premiere“ zu recht, ist sie doch gleich in mehrfachem Sinn eine Uraufführung: „Ihr Auftritt, Fritz Fröschl!“ weiterlesen

Zweikampf mit dem Griffel

Ein kleines Softwarehaus aus dem Silicon Valley sorgt derzeit für Furore: Die Go Corporation will die Computertastatur überflüssig machen. Mit dem elektronischen Griffel fordert sie Branchenführer Microsoft zum Duell.

Top Business 11/1992

Jerry Kaplans Haare sind grau geworden, und zugenommen hat er auch. Die unzähligen Sieben-Tage-Wochen, die der Softwarespezialist als Chef eines eigenen Unternehmens absolvieren mußte, haben ihre Spuren hinterlassen.

Fast fünf Jahre harter Arbeit liegen hinter Dr. S. Jerrold Kaplan, Chairman der Go Corporation aus Foster City, Kalifornien, als er am Gründonnerstag 1992 endlich zu seinem ersehnten Erfolgserlebnis kommt: Mehr als drei Dutzend Unternehmen aus der amerikanischen Computerindustrie schwören auf sein Betriebssystem „Penpoint“, das bei den Rechnern der neuesten, Generation die Tastatur überflüssig macht. Etliche der Programmierwerkstätten, die bei dieser offiziellen Präsentation in San Francisco ihre Entwicklungen zeigen, verdanken ihre Existenz Jerrys geduldiger Vorarbeit.

„Eine Firma wie Go zu gründen, das ist wie ein Marathonlauf“, philosophiert der Doktor der Informationswissenschaften, „ich bin kein Sprinter, sondern denke langfristig.“ „Zweikampf mit dem Griffel“ weiterlesen

Branchenstatistik: Verlierer und Sieger

Nichts ist mehr wie früher in der IT? Stimmt. Konnte man aber auch schon 1992 schreiben. Zum Beispiel im WiWo-Special zur Münchener Computermesse Systems:.

An der Spitze der EDV-Branche hat sich die Rangordnung massiv verändert.

Alten EDV-Kämpen treibt die Geschichte heute noch Tränen in die Augen: WeIch großen Klang hatte doch einst der Name Control Data. Wer mit dem Großrechner Cyber arbeiten durfte, konnte sich fast so viel darauf einbilden, als hätte man ihn an eine Cray gelassen. Doch 1985 wurde CDC, die Control Data Corp., zum Synonym für das beginnende Ende der klassischen EDV: „Branchenstatistik: Verlierer und Sieger“ weiterlesen

Bürosoftware: Digitale Nostalgie

„Maßstab Mensch“ nannte sich einmal eine Fernseh-Sendereihe, die sich kritisch mit der verbesserungswürdigen Ergonomie von Computern auseinandersetzte. Inzwischen gibt es Softwareentwickler, die diesen Maßstab wirklich anlegen. Statt die Arbeit so umzuorganisieren, daß der Mensch mittels gegebener Technik produktiver arbeitet, bilden sie die traditionelle Arbeit im Büro bis ins kleinste Detail im Computer nach.

Neuestes Beispiel dafür ist die elektronische Umlaufmappe, die zum Eckstein für Bürosysteme der Zukunft werden soll. „Bürosoftware: Digitale Nostalgie“ weiterlesen

Digitale Anrufbeantworter: Elektronischer Buchbinder

1992 war die Landplage Voicemail noch ein Novum. Eine kleine Innovationskritik aus dem Systems-Special der Wiwo.

Tim Browne in Cambridge/Massachusetts anzurufen, ist gar nicht so einfach. Denn wer den Kommunikationsmanager der Thinking Machines Corp. (TMC) sprechen will, muß fast immer zuerst mit dem Computer reden. Tim Browne hat sein Telefon auf einen neuartigen digitalen Anrufbeantworter umgestellt, der Bestandteil des hausinternen Computernetzes ist. Das kann einen darauf nicht vorbereiteten Gesprächspartner in tiefe Verzweiflung stürzen.

Voicemail, so nennt sich diese Technik, deren Einsatz sich in amerikanischen Firmen epidemieartig ausbreitet, ist dem gewöhnlichen elektronischen Butler deutlich überlegen. Läßt man die Marketingsprüche der Hersteller außer acht, besteht der entscheidende Fortschritt darin, daß Voicemail die eingehenden Anrufe nach Belieben weitervermittelt. Das sieht dann in der Praxis so aus: „Digitale Anrufbeantworter: Elektronischer Buchbinder“ weiterlesen