Meyer-Scheel: „Seid Ihr eigentlich auch in Timbuktu?“

Interview mit Lutz Meyer-Scheel, Geschäftsführer Viag Interkom

Die Bündnisse in der Telekombranche sind bislang nicht sehr stabil. Ihre Prognose: Wer geht 1998 mit wem an den Start?

Eine endgültige Antwort weiß ich nicht. Von manchen Verhandlungen erfahre auch ich erst aus der Zeitung. Auf jeden Fall ist neben der Telekom nicht mehr viel Platz für Universaldienstanbieter, wie wir einer werden wollen. Von den drei bis vier Spielern heute sind einer oder zwei zuviel.

RWE-Chef Dietmar Kuhnt glaubt, daß seine Telliance eher mit Vebacom und Cable & Wireless an die Spitze kommt als mit Ihnen.

Ich bin gespannt, was da herauskommt.

Und Ihre Kunden? Nehmen die Ihnen nach dem RWE-Ausstieg ab, daß sie auch in fünf Jahren noch mit Ihnen rechnen können?

Die Kunden hören so was natürlich nicht gern. Erst heißt es, wir seien die allerbeste Allianz, und auf einmal ist nichts mehr. Wir schaffen es aber auch ohne RWE. Das haben wir den Kunden vermittein können. Die interessieren sich mehr für unser finanzielles Durchstehvermögen. „Meyer-Scheel: „Seid Ihr eigentlich auch in Timbuktu?““ weiterlesen

Kampf ums Kleingedruckte

Den Zeitungen drohen empfindliche Umsatzeinbußen: Rubrikanzeigen funktionieren online besser als auf Papier. Immer mehr Verlage basteln deshalb an eigenen Internet-Konzepten – in Bayern sogar mit vereinten Kräften.

RieflerEin fünfzehn Jahre altes Thema ist plötzlich wieder brandaktuell bei Deutschlands Verlegern: die Bildschirmzeitung. Doch im Gegensatz zu damals – als skeptische Herausgeber von Traditionsblättern darüber fachsimpelten, ob der Rezipient jemals seine Nachrichten auf dem Fernseher lesen werde, wie es mutige Kommunikationswissenschaftier prophezeiten – geht es heute ums schnöde Geld.

Fast über Nacht haben die Pressehäuser ein einst sehr einträgliches Monopol verloren: Immer mehr Branchenfremde dringen ins ohnehin rückläufige Geschäft mit Rubrikanzeigen ein. „Kampf ums Kleingedruckte“ weiterlesen

SCHNEEBALL aus dem Netz

MyServiceMit dubiosen VERSPRECHUNGEN und zahlreichen Seminaren ködert ein virtuelles Unternehmen Promoter für einen Internet-Service, den es gar nicht gibt.

Der Handzettel war gut postiert: In der Online-Halle der Cebit Home, mitten auf dem Microsoft-Stand. „Eröffnen Sie Ihr eigenes Internet-Geschäft – nutzen Sie den „Markt der Zukunft“, hieß es auf dem Packen kopierter Recycling-Blätter, der urplötzlich im Prospektständer lag. Als Kontaktadresse nannte ein gewisser Uwe Tief (Name von der Redaktion geändert) Telefonnummer und E-mail-Anschluss.

Tief, freier Handelsvertreter aus Westfalen, hatte den Gates-Getreuen allerdings ein Kuckucksei ins Nest gelegt. Die Microsoft-Standbesatzung, die von keinem um Erlaubnis gefragt worden war, zog den Papierstapel aus dem Verkehr – und sparte damit womöglich einigen Messebesuchern eine Menge Zeit und 670 Dollar.

Diesen Betrag – auf dem Handzettel als „minimale Investition“ kaschiert – muß erst einmal hinblättern, wer als Repräsentant der My Service Corporation aktiv werden will. Wie man danach „hohe Verdienstmöglichkeiten“ (Werbeaussage) nutzen kann, obwohl man den Service verschenken soll, erfährt man auf kostenlosen Seminaren, die Tief und einige Kollegen in Hotels in Deutschland, Österreich und der Schweiz abhalten.

My Service lockt Netsurfer mit „Pyramidensystem“

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Zitterpartie auf der Chefetage

Nur wenigen Unternehmen gelingt der einstieg ins internet auf Anhieb. Auch große deutsche Konzerne üben noch. Deshalb sind Unternehmensberater gefordert. Sie aber stecken selbst noch in der Lernphase. Global Online blickt hinter die Kulissen und verrät, woran Sie kompetenten Rat erkennen.

Auf seiner jüngsten USA-Reise staunte Rainer Dallwig nicht schlecht. „Jeder größere Bäcker“, lernte der Berliner Unternehmensberater bei dem Trip, „hat dort eine Homepage.“ Wie weit das World Wide Web binnen zweier Jahre den Alltag der Amerikaner durchdrungen hat, übertraf selbst Dallwigs Erwartungen.

Dabei kann der Partner der bmp Management Consultants GmbH sich durchaus zur Avantgarde seiner Zunft zählen, was den Einsatz neuer Kommunikationsmedien bei mittelständischen Firmen betrifft. Immerhin geht die Gründung des online-orientierten „Competence Center Multimedia“ beim Bundesverband Deutscher  Unternehmensberater (BDU) auf seine Initiative zurück.

Der BDU hißt seine Flagge auf dem Neuland namens Internet keinen Moment zu früh. Auch in Deutschland wollen sich immer mehr Firmen online präsentieren – zwecks Imagepflege oder als Dienst am Kunden, sei es aus Überzeugung oder weil die Konkurrenz es tut.

Seiten aus Global Online 1996-02

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Diplomatisches GERANGEL

DiplomatischesGerangelIm Markt für Telekommunikation klären sich die Fronten. Nur zwei ernsthafte RIVALEN können der Telekom das Wasser reichen: die deutschen Partner von AT&T und British Telecom. Das Salz in der Suppe sind kleine Spezialisten.

Als die Deutsche Bank 1994 das Management ihres bundesweiten Kommunikationsnetzes einer Deutschen Gesellschaft für Netzwerkdienste (DGN) anvertraute, ahnte niemand, daß sich aus dieser Keimzelle der potenteste Herausforderer der Deutschen Telekom entwickeln würde. Dies wurde erst vor wenigen Wochen schlagartig klar: Da erkor der Aufsichtsrat der Bahn AG die Communications Network International GmbH (CNI), wie die DGN nun heißt, zum Partner der DB Kom. Wertvolle Mitgift der Bahntochter: Wegerechte in allen Orten mit Gleisanschluß und ein riesiges Leitungsnetz.

Was in der Zwischenzeit geschah, hat nur wenig mit den Marktkräften, dafür mehr mit wirtschaftlicher und politischer Diplomatie zu tun: Während die Vorstände der Interessenten – also der Industrie- und Energie-Konglomerate Mannesmann, Thyssen, Veba, RWE und Viag – in öffentlichen Verlautbarungen so taten, als sei außer ihrem jeweiligen Haus kaum jemand in der Lage, die Nummer zwei hinter der Telekom zu werden, sprach hinter den Kulissen dennoch jeder mit jedem. Denn der Aufbau einer kompletten Telekommunikationsinfrastruktur parallel
zur Telekom verschlingt so viel Geld, daß er sich nur rechnet, wenn nicht zuviele Wettbewerber gegeneinander antreten.Jedermitjedem

Spekulationsobjekt:

Wie sehen die kommenden Allianzen aus?

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