Gutes? Wahres? Schönes!

Viel zu lange hat sich die Wissenschaft mit hässlichen Dingen befasst. Die Max-Planck-Gesellschaft ändert das jetzt.

Müssten Wissenschaftler mit den Model-Qualitäten ihrer Studienobjekte um Forschungsgelder werben, möchte ich nicht in der Haut eines Meeresbiologen stecken. Die Riff- und Tiefsee-Fauna strotzt nur so von Kreaturen, die das Auge nachdrücklicher erschauern lassen als die Ausgeburten der Fantasie mittelalterlicher Domsteinmetze. Wer je dem Algenschluckspecht, dem Chinesischen Teufelsfisch oder dem Bärtigen Drachenkopf ins Angesicht geblickt hat, wird die Wasserspei-Ungeheuer an alten Kirchtürmen so liebreizend finden wie Disney-Figuren.

Auch für manch andere akademische Disziplin wäre die Einführung derartiger Casting-Shows das pure Desaster. „Gutes? Wahres? Schönes!“ weiterlesen

Rück mal ’n Stück!

Noch können die Schweizer zwar keine Berge versetzen, aber sie üben kräftig: an Häusern.

Der Watzmann steht noch immer. Er versperrt wie eh und je die Sicht aufs Mittelmeer. Die Bayern haben bis heute nicht einmal versucht, das Bergmassiv zu beseitigen – was daran liegen könnte, dass sie den Appell „Nieder mit dem Watzmann!“ nie richtig ernst genommen haben. Dessen Urheber Ulrich Roski war ja erstens ein Saupreiß und zweitens ein bekannter Spaßvogel, der mit seinem Gstanzl „Auf der Alm“ in Wahrheit nicht den Watzmann treffen wollte, sondern jene übereifrigen Landschaftsarchitekten, die in den Siebzigern begonnen hatten, den Alpenraum nach dem Geschmack massentouristischer Zielgruppen umzudekorieren. Diese Leuten hätte den Watzmann aber wohl nicht platt gewalzt, sondern an den Strand von Bibione gestellt. Dann hätten sie den Feriengästen beide Attraktionen im All-inclusive-Paket verkaufen können. Zum Glück taugte die Technik noch nicht zum Bergeversetzen.

Dazu taugt sie zwar bis heute nicht. Wenn ich jüngste Meldungen aus der Schweiz richtig deute, ist das aber nur mehr eine Frage der Zeit. In unserem Nachbarland haben findige Ingenieure kürzlich bewiesen, dass große Dinge, die gestern noch unverrückbar schienen, schon morgen ganz wo anders stehen können. „Rück mal ’n Stück!“ weiterlesen

Planet Platin

Im Weltall nach Edelmetall schürfen – warum eigentlich nicht? Google hilft beim Suchen.

Was fällt Ihnen spontan ein, wenn Sie „Peter Diamandis“ lesen? Wahrscheinlich das Gleiche wie mir: Reichtum, Jetset, Luxus. Es ist ein Name, wie ihn plumpe Romanautoren Playboys oder Juwelieren verpassen. Aber der Mann ist zweifellos echt, allein schon deshalb, weil er nach Schriftstellerlogik eher „Peter Platini“ heißen müsste. Denn der Amerikaner will uns keine Edelsteine, sondern Edelmetalle vom Himmel holen. Diamandis ist der erste Mensch, der sich vorgenommen hat, in Asteroiden nach Platin zu schürfen, bevor diese durchs All vagabundierenden Erzbrocken auf die Erde knallen oder gar nutzlos im Meer versinken.

Der Plan des US-Raumfahrtunternehmers ist eigentlich ganz naheliegend. Ihren Einschlagskratern auf der Erde nach zu urteilen, versprechen solche kleinen Himmelskörper eine hübsche Ausbeute an wertvollen Bodenschätzen. „Planet Platin“ weiterlesen

Saftlos in den Stillstand

Vorsicht bei mobiler Elektrizität! Wer sich auf Ladestandsanzeigen verlässt, ist verlassen.

Neulich vor dem Badezimmerspiegel habe ich endlich kapiert, was „Memory-Effekt“ heißt. Bisher dachte ich, der Terminus technicus beziehe sich auf das Gedächtnis des berüchtigten NiCd-Akkus. Dieser Elefant unter den wiederaufladbaren Batterien merkt sich bekanntlich, wie weit ich ihn zuletzt ge- und entladen habe, und sagt fortan schon an diesem Punkt: „Ich mag nicht mehr.“ Nein, es geht um mein Gedächtnis. So hatte ich mich bemüht, den Akku meines Bartstutzers strikt nach Anleitung zu pflegen: möglichst weit entladen, erst dann wieder ans Netz. Nach sieben bis acht Stutzungen sollte man genau hinhorchen, ob der Sound noch kräftig genug klingt.

Leider hatte ich vergessen mitzuzählen – und plötzlich, ssssrrrrrr-rrr-rr-r-p!, stand ich da mit meinem Likurela-Bart: links kurz, rechts lang. Die nächsten 14 Stunden konnte ich nicht unter Menschen gehen. „Saftlos in den Stillstand“ weiterlesen

Spritze oder Gießkanne

Traditionell ist die deutsche F&E-Förderung an konkrete Projekte geknüpft. Die große Industrie favorisiert jedoch pauschale Steuervergünstigungen

Niemand kann sagen, der deutsche Staat tue nichts für seine Gründer, Forscher und Entwickler. Ganz im Gegenteil: Allein auf Bundesebene sind fünf Ministerien mit der Förderung von Innovationen befasst, und es gibt Hunderte Programme zur finanziellen Unterstützung konkreter Projekte. Dazu kommen noch einmal so viele von den Bundesländern und der EU. Jahr für Jahr fließen so etwa zwei Milliarden Euro an Unternehmen, die Hilfe für Innovationen und Forschung beantragt haben. Doch die historisch gewachsene große Programmauswahl hat ihre Schattenseiten: Der Weg zu all den Fördertöpfen führt durch einen schwierigen Parcours aus Kriterien, Regularien und Formularen.

Immerhin gibt es neben unzähligen Websites zu spezifischen Einzelmaßnahmen inzwischen auch eine zentrale Anlaufstelle für potenzielle Förderkandidaten: das Internet-Portal www.foerderinfo.bund.de. Wer sich von dessen Unübersichtlichkeit nicht abschrecken lässt, findet mit etwas Glück sogar eine Datenbank mit allen aktuellen Programmen von Bundeswirtschafts- und Bundesforschungsministerium. Allerdings muss der Suchende darin mit Begriffen wie „Arbeitseinheit“ oder „Leistungsplansystematik“ hantieren. „Spritze oder Gießkanne“ weiterlesen