Kampfzahlen

„50.000 Menschen sterben pro Jahr in Europa an den Folgen der Schiffsabgase“

Wirtschaftswoche vom 2. Juli 2012

Die gleiche Zahl wie in der Wiwo findet man in vielen Medien und quer durchs Netz, und meistens wird nicht erwähnt, wer diese Berechnung wie angestellt hat. Sie stammt aus einem dänischen Forschungsprojekt, und wenn ich es nicht völlig falsch verstanden habe, handelt es sich um eine sehr theoretische Zahl über „vorzeitige“ Todesfälle. Vorzeitig stirbt aber auch ein 99-Jähriger, den eine Lungenentzündung dahinrafft, vor der er ohne die schädlichen Substanzen in der Luft verschont geblieben wäre. Sonst wäre er halt 100 geworden wäre.

Natürlich gibt es keinen Totenschein, auf dem als Todesursache „Einatmen von Verbrennungsrückständen von Schiffskraftstoff“ steht. Eine derart monokausale Sichtweise wäre höchst unwissenschaftlich; „Kampfzahlen“ weiterlesen

Kein Elektroschock für Daimler

Das Managermagazin berichtet über einen in China montierten Elektro-Linienbus, der in Uetersen bei Pinneberg als Prototyp getestet wird – und macht das reißerisch auf: „Elektroschock für Daimler“

So leicht dürfte Daimler nicht zu schocken sein. Zwar wäre der Bus nach Berechnungen des Ulmer Batterie- und Brennstoffzellenexperten Jürgen Garche prinzipiell konkurrenzfähig, falls er mit winterlichen Bedingungen klarkäme, doch die Reichweite sei in der Praxis so gering, dass der Bus für einen großstädtischen Mehrschichtbetrieb nicht in Frage komme. „Kein Elektroschock für Daimler“ weiterlesen

Ach wie schön: Deutsche dick und gestört

Aus dem Handelsblatt (online)

Wenn das mal keine gute Nachricht ist: Nicht nur für Ernährungsberater, auch für Psychotherapeuten floriert der Markt.

Münchner Richter empfiehlt „freundliche Berichterstattung“

Die Süddeutsche Zeitung berichtet über einen Rechtsstreit, der offenbart, wie tief manche Medien gesunken sind (falls sie im speziellen Fall nicht schon länger dort unten waren, wo man sie jetzt sieht) – und welche Ahnung manche Richter von Presserecht und -kodex haben. Nämlich so gut wie keine.

Es geht um einen gealterten Münchner Stenz namens Roberto B., der seit Jahrzehnten in Symbiose mit der Tratschpresse lebt. „Münchner Richter empfiehlt „freundliche Berichterstattung““ weiterlesen

Kraftwerk, Sabrina Setlur und die Sporadika der Presseverleger

Unglaublich, was für ein absurdes Zeug zur Zeit durch die Medien und die Juristenblogs blubbert – weil der gleiche Unsinn im Referentenentwurf zum Leistungsschutzrecht (LSR) steht. Bevor ich erkläre, warum Journalismus nichts mit Musikfetzen von Kraftwerk zu tun hat und die vermeintliche Analogie keine ist, lesen Sie bitte diese Passage aus dem Anhang zum LSR-Gesetzentwurf (Hervorhebungen von mir):

Das Leistungsschutzrecht schützt bereits kleine Teile des Presseerzeugnisses. Hier kann nichts anderes gelten, als das, was der Bundesgerichtshof mit Blick auf das Leistungsschutzrecht der Tonträgerhersteller in seinem Urteil „Metall auf Metall“ (Urteil vom 20. 11. 2008, Az. I ZR 112/06) ausgeführt hat. Ebenso wie beim Leistungsschutzrecht des Tonträgerherstellers der Schutzgegenstand nicht der Tonträger selbst ist,  „Kraftwerk, Sabrina Setlur und die Sporadika der Presseverleger“ weiterlesen