Wozu Urheberrecht? (5) – Gibt es Geistiges Eigentum?

Wissen Sie, was ich nicht mehr lesen kann ohne horizontal abstehende Nackenhaare?

Diese murmeltierhaft wiederkehrende Floskel, geistiges Eigentum könne es schon deshalb nicht geben, weil jede sprachliche Kommunikation auf einer vorhergehenden aufbaue und wir eigentlich alle nur bestehendes Gedankengut rekombinierten.

Demnach wären wir alle kleine axolotlige Guttenbergs.  „Wozu Urheberrecht? (5) – Gibt es Geistiges Eigentum?“ weiterlesen

Wozu Urheberrecht? (4) – Gibt es Raubkopierer?

Gemessen an der langen Geschichte des Terminus „Raubkopie“ ist erstaunlich, dass die Raubkopierer… Entschuldigung! …die mutmaßlichen Anfertiger illegaler Kopien sich erst neuerdings über den Begriff „Raubkopierer“ echauffieren. Und dass sie sogar Unterstützung von Rechtsanwälten erhalten.

Der Neologismus „Raubkopie“ kam vor über 20 Jahren auf, als Ableitung vom Raubdruck. 1988 gründeten Microsoft und andere Softwarehäuser die Business Software Alliance (BSA) als Lobbyorganisation. Sie ging gegen Leute vor, die Disketten mit Software vervielfältigten. Das war ein neues Phänomen; es gab damals allerdings schon Begriffe wie „Tonträger- und Videopiraterie“.

Lange hielten die „Räuber“ die Füße still. Die damaligen Täter waren allerdings oft Firmen, die nur eine Lizenz kauften und das Programm dann auf mehreren Rechnern installierten. Oder Mitarbeiter dieser Firmen, die sich die Disketten ausliehen und zu Hause auf den PC kopierten. Sie wussten, dass das strafbar ist, und waren einfach nur froh, wenn sie keiner erwischt.  „Wozu Urheberrecht? (4) – Gibt es Raubkopierer?“ weiterlesen

Wozu Urheberrecht? (3) – Sozialismus 2.0

Robin Hood war, zumindest der Legende nach, ein großer Sozialist. Er betrieb Umverteilung von oben nach unten. Er nahm den Reichen und gab den Armen. Die Enteignungen, die er eigenmächtig durchzog, korrigierten Ungerechtigkeiten des feudalen Systems. Hood raubte Menschen aus, die selbst mit räuberischen Methoden zu Wohlstand gekommen waren. So wurde er zu Europas erstem Outlaw, der als strahlender Held in die Geschichte einging.

Die Piraten unserer Tage – ob nun Parteigänger oder nicht – überfallen keine Raubritter. Sie wollen nicht nur Armen, sondern allen etwas geben, das ihnen nicht gehört. Wie echte Sozialisten wollen sie die Gesellschaft per Umverteilung verändern, aber sie haben kein klares und akzeptables Feindbild, keine konsistente Ideologie. Das alles kann sich vielleicht noch entwickeln.

Was aber wirklich stört, ist ihre enorme Ungeduld. „Wozu Urheberrecht? (3) – Sozialismus 2.0“ weiterlesen

Wozu Urheberrecht? (2) – ACTA

Am Donnerstag ist die neue brand eins erschienen. Darin bin ich der „Guten Frage“ nachgegangen, wozu ACTA eigentlich gut sei. Ich spreche mich letztlich gegen das Anti-Counterfeit Trade Agreement aus – aber nicht aus den üblicherweise vorgebrachten Gründen – und zerpflücke die teilweise hanebüchenen Fehlinformationen, die monatelang über ACTA verbreitet wurden (bitte im Heft nachlesen; der Text bleibt wie üblich einen Monat hinter der papierenen Paywall, weil die Redaktion und ich von etwas leben müssen).

Kaum war das Heft in den Briefkästen und an den Kiosken, erreichte mich bei Google+ die erste Kritik. Absender: ein junger Leser, der die Ansicht vertritt, ich sei – sinngemäß – für solche Themen doch wohl leider eine Fehlbesetzung. Der unschwer als Sympathisant der Piratenpartei erkennbare Leser war schwer enttäuscht, dass jemand wie ich, der immer so tut, als kenne er sich im Internet aus, so etwas Unsägliches schreiben kann. „Wozu Urheberrecht? (2) – ACTA“ weiterlesen

Wozu Urheberrecht (1): TL, DR

Statt überall und nirgends meine Kommentare zur Urheberrechtsdiskussion zu hinterlassen und selbst den Überblick zu verlieren, was wo steht, drehe ich es heute um und poste hier bei mir daheim.

Das erlaubt mir, das, was ich sagen möchte, richtig zu dosieren, zu portionieren, zu strukturieren. Das Problem ist nämlich, dass viele Menschen nicht mehr die nötige Geduld aufbringen für längere Texte, jedenfalls nicht, wenn es sich um endlose Kommentar-Geplänkel handelt, die sie am Bildschirm lesen müssen. Eines der neuen Trendkürzel, die ich im vergangenen Jahr lernte, heißt:

TL, DR. Too long, didn’t read.

Die Leute lesen nicht zu Ende, was ihre intellektuellen Sparringspartner mitzuteilen haben. Sie geben ihren Senf zu einer Wurst, ohne zu wissen, ob der Senf von Aroma und Schärfe her zu dieser Wurst passt.

Reden ohne zuzuhören. Senden ohne zu empfangen. Aneinander vorbeireden. Nennen wir’s die Neue Oberflächlichkeit.

Sie sind nicht so. Sie sind hier.

Sie sind interessiert.

Ich lade Sie ein, sich als Leser/in einmal in die Lage der Urheber zu versetzen – und zu lernen, weshalb vieles, was in „DER Netzgemeinde“ (die es so ja gar nicht gibt) als wahr gilt, auf fundamentalen Missverständnissen und Vorurteilen beruht.

Wozu Urheberrecht?

Nehmen Sie sich Zeit, es herauszufinden. Hier.

Fragen Sie nach.

Fortsetzung folgt.