Live Blogging aus Berlin: Saboteure im Estrel

Journalisten können entgegen anderslautenden Gerüchten aus der Blogosphäre normalerweise bis zehn zählen und sind auch in der Lage, eine blauen von einem grünen Stimmzettel zu unterscheiden.

Also war es wohl kein Versehen, dass beim Verbandstag des Deutschen Journalisten-Verbandes ein eklatant falscher Stimmzettel in der Urne im zweckentfremdeten Sektkübel landete: Bei der Wahl der drei Beisitzer aus vier Kandidaten warf ein Teilnehmer statt des grünen Kärtchens Nr. 7 Jg. 2009 unbemerkt ein blaues Kärtchen mit der Nummer 10 aus dem Vorjahr ein. Da die Gewählten nicht auf dem Kärtchen selbst, sondern auf einem gesonderten DIN-A4-Bogen aufgeführt waren, ließ sich beim Auszählen nicht eruieren, welcher Stimmzettel ungültig war.

Folge 1: Der Wahlgang muss wiederholt werden – und zwar sicherheitshalber per Hammelsprung…

…bei dem alle Schlange stehen müssen. Strenge Wahlbeobachter an der Tür passen auf, ob die Delegierten auch brav den rosa Stimmzettel und das grüne Stimmberechtigungskärtchen in die beiden separaten Urnen werfen.

Folge 2: Es bleibt weniger Zeit für Diskussionen über die eigentlichen Themen des Verbandstags.

Wenn es nicht so peinlich wäre, sollte man fast die Gelegenheit nutzen, dass das Hotel Estrel nicht nur DJV-Tagungshotel, sondern Haupt-Quartier der zum 9. November in die Hauptstadt abkommandierten Polizisten ist: Der Täter dürfte Fingerabdrücke auf dem blauen Stimmkärtchen hinterlassen haben. Die Handschrift der Sabotageaktion, sagen viele Teilnehmer, komme ihnen allerdings ziemlich vertraut vor.

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3 Antworten auf „Live Blogging aus Berlin: Saboteure im Estrel“

  1. @1/Wolfgang

    Umso schlimmer, wenn wir nicht nur intelligent-destruktive Selbstdarsteller an Bord haben, sondern auch dumme Jungen, die zusätzlich die konstruktive Arbeit lahmlegen. Nur gut, dass ich nicht weiß, wer dieser Typ mit dem IQ eines Hosenknopfs war.

    Was den mangelnden Willen der Protagonisten angeht: Ich würde da nicht alle in einen Sack stecken. Aber den Effekt, dass die Kräfte der Beharrung vom Auftritt eines Provokateurs profitieren, kennen wir ja alle. Es gab da mal einen Walther B. aus M., der zwischen ein Konvolut indiskutabler Ideen auch ein paar bedenkenswerte gemischt hatte. Doch über die konnte man erstmal mit keinem mehr reden, weil sie ihres unerträglichen Urhebers wegen automatisch obsolet waren.

    Dieser Effekt ist das, was mich an den „Brandenburgern“ am meisten nervt: Indem sie sich zum gemeinsamen Gegner fast aller anderen machen, verhindern sie den fruchtbaren Streit, den der DJV – auf der Basis jenes Grundkonsenses, den die Outlaws partout nicht akzeptieren wollen – mit sich austragen müsste.

    @2/Thomas

    War das nur ’ne Viertelstunde? Kam mir vor wie ein halber Tag. Bin gespannt, wie lange dann wohl des Alten WDR-Fritz‘ Grußwort nächstes Jahr in Essen dauern wird. Hier dürfte die Lieblingsfloskel der Lokalvolontäre mal ernsthaft passen: „Pleitgen ließ es sich nicht nehmen…“

  2. Weniger Zeit für Diskussionen: Die BDZV-Rede des Kulturstaatsministers war ja im „Unterhaltungsprogramm“ angekündigt – wenngleich nicht als solche; richtig ärgerlich empfand ich es allerdings, dass am Dienstag die inhaltliche Diskussion durch einen rund 15-minütigen PR-Vortrag (Ruhr2010) Fritz Pleitgens unterbrochen wurde – das ist eines Journalistenverbandes einfach nicht würdig.

  3. Nein, diesmal war´s kein Sabotageakt jener Spezies, die gerne versucht, die DJV-Verbandstage lahmzulegen. Diesmal war´s nichts weiter als ein böse in die Hose gegangener Dumme-Jungen-Streich. Der „Täter“ hat sich dem Vorstand bzw. Präsidium freiwillig offenbart. Was nachdenklich stimmt, ist Folgendes: Der „Täter“ sagt, er habe den blauen zusätzlich zum grünen 0709-er Zettel abgegeben. Somit hätte also die Zahl der grünen Zettel und die der Stimmzettel gleich sein müssen. Das blaue Schnippselchen hätte dann keinerlei Rolle gespielt – es wäre so bedeutend gewesen wie ein Hosenknopf oder ein Pfennigstück in der Urne. Hat das eigentlich jemand nachgeprüft in der Zählkommission?
    Dass dieser Verbandstag nicht minder sinnentleert war als jener 2008 in Warnemünde, hatte andere Gründe. Eine echte Diskussion über Wege in die Zukunft, über Ideen und Konzepte, scheinen die Protagonisten gar nicht zu wollen.

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