Ja, stimmt: Buchhaltung nervt. Freiberufler haben keinen Spaß am Erbsenzählen, müssen aber ihre Projekte und Reisen abrechnen und dem Finanzamt Rechenschaft ablegen.
Dafür gibt es Software, und zwar – aus Sicht eines Nicht-Buchhalters – hundsmiserable, halbwegs erträgliche und einigermaßen brauchbare, die aber nicht billig ist.
Es wäre also toll, wenn jemand eine nervenschonende Alternative entwickeln würde. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) glaubt, dass das Hamburger Startup „Tagwerk“ das geschafft hat – und verlieh dem Gründertrio für dessen „Idee einer Onlineplattform für projektbezogene Buchhaltung für Freelancer“ jetzt einen mit 6000 Euro dotierten Preis, den „Gründerpreis IKT Innovativ“.
Was daran so toll sein soll, erfährt aber nur, wer sich als Betatester registriert. Vorher mal reinschauen, wie die Software aufgebaut ist? Nada. Niente. Wer seine Kontaktdaten nicht rüberwachsen lässt, bekommt nur ein kindisches Youtube-Werbefilmchen mit der Biene „Kaja Kann“ zu sehen, nach dessen Betrachtung man kein Jota schlauer ist.
Um mehr zu erfahren, müsste man seine geschäftlichen Daten einem Neuling anvertrauen, ohne zu wissen, wie kompetent der in punkto Datensicherheit und Datenschutz ist, ob das System funktioniert (und wenn ja wie) und ob es den Laden in einem halben Jahr noch gibt. Man muss also seine bisherige nervige Buchhaltung parallel weitermachen, hat ergo doppelte Arbeit, und wofür? Dafür, dass man dem Hersteller der noch grünen Bananaware für die Dienstleistung, die man ihm in Form des Testings erbringt, nichts bezahlen muss. Hä? Ja.
Wie virtuos die Jungs aus Hamburg mit Web-Techniken umgehen, lässt sich erahnen, wenn man das Bienen-Filmchen zum Ende vorspult – und Youtube andere Videos anbietet, die zwar mit dem Begriff „Tagwerk“ zu tun haben, aber absolut nichts mit der kleinen preisgekrönten Softwarebude.
Sie sind der oder die 4367. Leser/in dieses Beitrags.
Sehr geehrter Herr Moll,
Ihre Software zu testen wäre unbezahlte Arbeit für mich. Ich habe schon zu viele Programme ausprobiert, ohne davon etwas gehabt zu haben. Alles war noch weniger brauchbar als das, was ich jetzt nutze, oder zu teuer für einen Ein-Mann-Betrieb. Ich hätte ja gern etwas Besseres. Aber dann stellen Sie bitte mal ein paar wirklich aussagekräftige Screenshots und Infos über die Funktionen online. Auf den paar Bildchen, die man heute sehen kann, ist nichts zu erkennen.
Im Übrigen bleibt mein Grundvorbehalt gegenüber jedem Cloud-Startup: Wie kann ich mich darauf verlassen, dass Ihr Laden nicht wieder vom Markt verschwindet und meine Daten futsch sind oder ich meinen Dokumentationspflichten gegenüber dem Finanzamt nicht nachkommen kann?
Sehr geehrter Herr Froitzheim, vielen Dank für Ihren Kommentar zu unserer Software. Nicht ganz in unserem Sinne, wie Sie sich denken können, aber wir nehmen es sportlich. Wir möchten Sie herzlich einladen unsere Plattform im BetaClub zu testen und sich ein Bild zu machen. Wir freuen uns auf Ihre Anregungen um noch besser zu werden. Mit besten Grüßen Gerald Moll