DJS-Förderkreis: Sind fünf Euro im Monat zuviel?

Ich war‘s, ich bin schuld. Ich habe den „weitergehenden Antrag“ gestellt, den die Mehrheit der anwesenden Mitglieder des Förderkreises der Deutschen Journalistenschule (DJS) gut fand. Deshalb liegt der Mindestbeitrag, den wir Förderer (mit Ausnahme der Berufseinsteiger*) jetzt berappen müssen, nicht mehr bei 2,50 Euro pro Monat (wie bisher) oder bei vier Komma eins sechs Periode (4,166666…) Euro (Beschlussvorlage des Vorstands), sondern bei glatten fünf Euro. Die finanzielle Mehrbelastung für Förderkreisler, die ich zu verantworten habe, beträgt also zehn Euro im Jahr, gut 83 Cent pro Monat, 2,7 Cent am Tag. Früher hätten wir „fünf Pfennig“ gesagt. Der Vorstand nimmt einen Groschen auf seine Kappe.

Es ehrt den Vorstand, dass er Rücksicht hatte nehmen wollen auf diejenigen unter uns, die unter der suboptimalen wirtschaftlichen Lage der Medienbranche leiden. Eins kommt ja zum anderen, Kleinvieh macht auch Mist, irgendwo sind Grenzen, die wenigsten können das Geld mit vollen Händen rauswerfen, auch nicht für gute Zwecke. Deshalb hatte die Mehrheit der Vorstandsmitglieder Bedenken, die Mitglieder mit einer Verdopplung des Mindestbeitrags zu konfrontieren, den aber eh nur eine Minderheit zahlt.

Das Stimmungsbild in dem Teil des Saales, in dem ich saß, war ein anderes. Nämlich: Lasst uns mehr tun! Schließlich hatten wir gerade gehört, dass die Einnahmen eben so ausreichen, dass bald kein Polster mehr da ist für Fälle, in denen der Förderkreis spontan einspringen müsste. Der Etat ist eigentlich voll verplant, ohne dass irgendein Posten als Luxus gelten könnte, den man einfach streichen könnte.

Hinzu kommt: Die DJS muss nächstes Jahr raus aus dem Altheimer Eck mit seiner günstigen Miete, die Kosten werden also sicherlich steigen. Damit wird der Förderkreis eher öfter als bisher gefragt sein. Außerdem laufen die Helmut-Stegmann-Stipendien aus, weil Hans Stegmann aus den Erträgen der Familienstiftung künftig eine Schule in Haiti unterstützen möchte und das Geld bei der heute üblichen Verzinsung nicht für beides reicht. Die Entscheidung schmerzt, ist aber völlig legitim und höchst respektabel. Die DJS hat nach wie vor allen Grund, der Familie Stegmann dankbar zu sein. Es gibt auch eine Institution, die das abfedern könnte, indem sie die Last auf über tausend Schultern verteilt: den Förderkreis.

Meine Sitznachbarn und ich waren uns also einig, dass 60 Euro im Jahr durchaus zumutbar sind für Absolventen, die im Förderkreis sind, weil sie ihrer Schule etwas zurückgeben möchten. Und eine eindeutige Mehrheit im Saal sah das genauso. Peter Sartorius hätte es sogar gern gesehen, wenn man hätte beschließen können, dass jeder seinen Beitrag aufstockt, auch die, die bisher schon mehr als das Minimum zahlen.

Es war auch nicht so, dass es kraftvolle Gegenreden von Seiten derer gegeben hätte, die später mit Nein stimmten. Von einer hitzigen Debatte keine Spur. Und dann votierten doch 40 Prozent dagegen – und einige von ihnen, ich sag‘s mal uncharmant, meckerten hinterher beim Leberkäs-Büffet hinter meinem Rücken. Niemand sprach mich direkt an und fragte mich, was ich mir dabei eigentlich gedacht hätte (natürlich war es eh zu spät, die Abstimmung war ja gelaufen). Es kam dann auf dem Umweg über jemanden aus dem Kreis der Offiziellen bei mir an.

Jetzt mal ganz ernsthaft: Wird es jetzt eine Austrittswelle geben, weil eine gedachte psychologische Schmerzgrenze von 50 Euro im Jahr überschritten wird? Vielleicht bin ich ja naiv in meinem Glauben an Kollegialität und Solidarität unter DJS-Alumni, die sich immerhin einem Förder-Kreis angeschlossen haben, aber ich mag mir das nicht vorstellen. Zwar hat man mir beim Förderkreistreffen von einem (leider anonymen) Absolventen erzählt, der nicht mehr Förderer sein mag, weil ihm klar geworden sei, dass er damit ja seine Konkurrenz in spe unterstütze. Aber das kann eigentlich nur ein höchst bemitleidenswertes Individuum sein, das dringend in die Obhut eines Therapeuten oder Seelsorgers gehört, weil ihm seine garstige Bösartigkeit wohl selbst noch nicht bewusst geworden ist (und die bodenlose Dummheit seines Arguments auch nicht). Auf solche Egomanen kann der Förderkreis jedenfalls getrost verzichten, menschlich noch mehr als finanziell.

Wir alle verdanken der DJS viel, wir haben für die Ausbildung keinen Cent bezahlt. Unter den jüngeren Förderkreismitgliedern sind viele, die sogar selbst vom Förderkreis profitiert haben. (Zu meiner DJSchulzeit gab es den noch nicht.) Wir Alumni haben ihnen eine technische Ausstattung gesponsert, wie sie allein aus dem Etat der Schule nicht finanzierbar gewesen wäre, Stipendien organisiert und dafür gesorgt, dass zumindest die Studiengebühren kein Argument gegen die Teilnahme an einer Master-Klasse sind. Das alles tun wir nicht, um eine junge Elite von „High Potentials“ noch mehr aus der Masse herauszuheben, sondern damit in jeder Generation ein Kern von Profis erhalten bleibt, der in einer Welt des Weißraum- und Sendeminuten-füllenden „Contents“ originär journalistische Maximen hochhält.

Ich hoffe also inständig, dass die Realität nicht mein Weltbild kaputt macht und dass es höchstens einige wenige „Kollegen“ sind, die sich dafür anschauen lassen werden, dass ihnen die nachfolgenden Schülerjahrgänge keine fünf Euro im Monat wert sind. Es ist ja nicht so, dass ich mir noch leisten könnte, kostenpflichtige Mitgliedschaften zu sammeln und alles zu unterstützen, was mir sympathisch ist. Diese Zeiten sind vorbei. Auch ich habe kürzlich schweren Herzens eine Mitgliedschaft gekündigt, in einem Journalistenclub, in dem ich seit vielen Jahren nur noch Karteileiche war, dessen Arbeit ich aber bisher trotz eines Jahresbeitrags von 90 (!) Euro jährlich gerne weiter unterstützt habe. Da dort von diesem Geld aber Aktivitäten für die Mitglieder finanziert werden, die ich auch nur nutzen kann, wenn ich zusätzlich noch einiges an Zeit und Fahrtkosten investiere, habe ich den Rotstift da angesetzt. Beim Förderkreis dagegen kommt keine Minute und kein Cent dazu, und das Geld kommt 1:1 der Schule und den Schülern zugute.

Falls noch jemand ein kleinen Schubs braucht, bevor er sich den Ruck geben und den neuen Mindestbeitrag gut finden kann, bitte sehr: Als ich eintrat, habe ich ganz automatisch den Mindestbeitrag von damals 30 Euro bezahlt. Wären es 50 Euro gewesen, hätte mich das nicht abgehalten. Als ich erfuhr, dass die Alumni der Kölner Schule 100 Euro bezahlen, habe ich beim DJS-Förderkreis auf 100 Euro aufgestockt. Obwohl das ein Betrag ist, der einem Freien bei der heutigen Marktlage wirklich ein bisschen weh tut, bleibe ich dabei.

In zehn Jahren Förderkreis habe ich – gerechnet in der Währung aus der Zeit meiner Ausbildung – ziemlich genau 1000 Mark zurückfließen lassen, ein lächerlicher Betrag für das Fundament, auf dem meine berufliche und damit wirtschaftliche Existenz beruht. Die 1800 Euro, die ich gezahlt haben werde, bis ich 2024 ins Rentneralter komme, sind das Honorar eines einzigen besseren Auftrags. (Beim heutigen Mindestbeitrag dauert es 30 Jahre, bis man eine solche Summe abgestottert hat, beim alten wären es 60 Jahre gewesen.) Wer nicht bereit ist, früher oder später das gleiche für „seine“ DJS zu tun, sollte sich dringend vor den Spiegel stellen und sich einmal ganz intensiv in die Augen schauen.

 

* Absolventen zahlen in den ersten beiden Jahren 10 Euro. Von mir aus dürften es 12 Euro sein, ein ganzer Euro pro Monat oder der Gegenwert einer MVV-Streifenkarte pro Jahr.

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2 Antworten auf „DJS-Förderkreis: Sind fünf Euro im Monat zuviel?“

  1. Ich finde das alles gut, was Du erreicht hast. Hätte nur nicht von einem „bemitleidenswerten Individuum“ geschrieben, aber das ist persönlicher Geschmack.

    Gruß Dennis Fischer (43 K)

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