Medion: Software-Support? Da kann ja jeder kommen!

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Vor der unternehmerischen Leistung von Gerd Brachmann und seiner rechten Hand Christian Eigen hatte ich durchaus mal Respekt. Medion war damals der unbekannte Große. Inzwischen gehören sieben Achtel der Firma zum chinesischen Lenovo-Konzern, und die beiden Deutschen führen immer noch die Geschäfte. Aber meinen Respekt habe ich verloren.

Und das kam so:

Im Herbst bot Aldi (Süd) für 199 Euro ein Medion-„Lifetab“-Tablet mit HD-Display an, auf dem eine Android-App laufen würde, die ich privat einsetzen wollte: ein digitaler Bilderrahmen mit Zeitschaltuhr. Dafür war die passende Version des Google-Betriebssystems installiert.

Da derzeit niemand das Gerät als Bilderrahmen braucht, habe ich kürzlich die ePaper-App einer großen süddeutschen Zeitung darauf ausprobiert. Ich stieß auf einige interessante Artikel und schickte sie mir über die Android-Gmail-App an meine Haupt-Mailadresse. Vielmehr dachte ich, ich hätte das getan: Die Mails, acht an der Zahl, kamen nie an, obwohl Android brav gemeldet hatte, sie würden gesendet. Ich schaute in der Gmail-App nach, und siehe da: Die Nachrichten lagen noch im Ausgangskorb. Ich fand aber keine Funktion, mit der sich ein neuer Sendeversuch anstoßen ließ. Ein Verschieben vom Ausgangs- in den Entwurfskorb schien auch nicht vorgesehen zu sein. Ich googelte nach einer Anleitung, fand in Foren aber nur unbeantwortete Anfragen anderer Android-Nutzer, die auf ihren Geräten das gleiche Problem hatten.

Nun war ich noch nie ein Android-Fan. Apple und Microsoft machen einfach bessere Betriebssysteme und Apps als Google, da gibt’s für mich nichts dran zu rütteln. Aber man kann ja mal beim Hersteller freundlich fragen. Hier ist die Antwort von Sascha H. von Medions „Team Korrespondenz“:

„Sehr geehrter Herr Froitzheim,
vielen Dank für Ihre Anfrage.
Ich empfehle Ihnen in diesem Fall einfach die Mails neu zu schreiben und die festhängenden einfach zu löschen. Zum löschen halten Sie den Finger auf der Mail gedrückt bis Sie zusätzliche Optionen sehen. Der Papierkorb ist der Löschbefehl.
Sie haben weitere Fragen? Ich helfe Ihnen gerne.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.
Mit freundlichen Grüßen
MEDION AG“

Acht Mails neu schreiben und löschen? Tickt dieser Sascha noch richtig oder will er mich auf den Arm nehmen, der Scherzbold?

Meine Antwort war dementsprechend nicht mehr sehr nett:

„Entschuldigung, aber meines Wissens haben wir heute nicht den 1. April.

Es handelt sich um acht längere Mails. Das Minimum, was ich an Service erwarte, wenn Sie Geräte mit solcher Bananaware verkaufen (reift beim Kunden, wenn überhaupt), ist eine Erklärung, wie ich die Mails beispielsweise in einen anderen Ordner (sinnvollerweise „Entwürfe“) verschieben kann.

Abgesehen davon handelt es sich bei der vorinstallierten Software um einen Teil dessen, wofür ich Geld bezahlt habe. Wenn grundlegende Funktionen nicht verfügbar sind, handelt es sich um einen Sachmangel, der mich zur Minderung des Kaufpreises berechtigen würde. Das ist ja sonst wie ein Auto, in das man sich zwar setzen kann, das aber nicht fährt, weil der Bordcomputer streikt.

Klar, ich muss mich mit so einem Ansinnen laut BGB an Aldi wenden. Aber Sie sollten im Zeitalter der Social Media doch ein Interesse daran haben, dass die Verbraucher mit Medion zufrieden sind.

Von Ihrer hilflosen Antwort fühle ich mich bestenfalls auf den Arm genommen. Und ich habe auch keinerlei Hemmungen, das in Bewertungsportalen breitzutreten.

Vielleicht findet sich bei Ihnen im Haus ja doch noch ein kompetenter Mitarbeiter?

Ich hoffe es mal.“

Das hätte ich wohl besser nicht getan, denn für Mitarbeiter von Firmen wie Medion ist zwar der Kunde König; sie glauben aber, sie lebten im Frankreich der Jahre 1789 ff.

Hier ist die Reaktion von Medion, eine kaltlächelnde Abservierung des lästigen Kunden per Textbaustein, diesmal von einer Dana R.:

„vielen Dank für Ihre Mitteilung.

Zu dem angesprochenen Sachverhalt möchten wir Ihnen folgende Informationen geben:

Unser Support bezieht sich auf die Software im installierten Auslieferungszustand. Änderungen am System liegen daher außerhalb unseres Verantwortungsbereiches.

Anbei ein Auszug aus unseren Garantiebedingungen, welche Sie auch unter www.medion.de einsehen können:

„Mit Ausnahme der Garantie für die Datenträger wird jede Software ohne Mängelgewähr geliefert.

MEDION sichert nicht zu, dass diese Software ohne Unterbrechungen oder fehlerfrei funktioniert oder Ihren Anforderungen genügt.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.
Mit freundlichen Grüßen
MEDION AG“

Ein Mailprogramm im Auslieferungszustand ist nun mal wertlos und tut nichts. Ich muss zumindest meinen Mail-Account anmelden und eine Mail schreiben. Damit „verändere“ ich aber nach Auffassung von Medion die Software und verwirke meine „Garantie“ – die ich überhaupt nicht in Anspruch nehmen wollte. Das Gerät ist noch innerhalb der Gewährleistungsfrist. Ansprüche daraus zu erfüllen, hat Aldi lediglich an seinen Lieferanten Medion delegiert.

Darauf kann man nur noch hilflos (und sich selbst ein bisschen ab-) reagieren. Beispielsweise so:

„Hallo Frau.,

das einzige, was ich an der vorinstallierten Google-Software „geändert“ habe, ist meinen Gmail-Account anzumelden. Ohne diese Dateneingabe würde ja gar nichts funktionieren.

Deshalb heißt das, was Sie schreiben, im Klartext, dass Medion glaubt, Hardware mit irgendeiner unzureichend implementierten und getesteten Software ausliefern zu dürfen, ohne dafür jedwede Verantwortung zu übernehmen. Der Kunde hat nach dieser Lesart keinerlei Rechte auf ein funktionierendes Gerät. Für die „Empfehlung“ von Sascha H. „löschen Sie einfach Ihre Mails und schreiben Sie sie einfach neu“ (unausgesprochen: wir haben doch selbst keine Ahnung, wie die Dinger funktionieren, die wir verkaufen) ist „Armutszeugnis“ jedenfalls ein zu schwaches Wort. Das ist einfach Dreistigkeit, die einfach Inkompetenz kaschieren soll.

Insofern halte ich Ihre Berufung auf die AGB für eine – wie Juristen sagen – unbeachtliche Schutzbehauptung, da Klauseln, die den Kunden einseitig und unangemessen benachteiligen, grundsätzlich als sittenwidrig und damit nichtig gelten.

Wie ich aber schon anmerkte, bin ich gar nicht unmittelbar Kunde Ihres Hauses, sondern Aldi-Kunde, und kann daher Ansprüche eh nur gegenüber Aldi geltend machen. Das von Ihnen und zuvor dem Support gezeigte vollständige Desinteresse an der Qualität Ihrer Produkte und den Bedürfnissen Ihrer Kunden fällt somit nicht nur auf die Medion AG und ihre Muttergesellschaft Lenovo zurück, sondern auch auf ihren Großkunden Aldi.

Nach dieser Erfahrung ist für mich jedenfalls klar, dass mir keine Medion- oder Lenovo-Produkte mehr ins Haus kommen (egal, unter welcher Handelsmarke) und dass ich auch niemandem mehr empfehlen kann, Elektronik bei Aldi zu kaufen.

Da Heuchelei nicht meine Stärke ist, wünsche ich Ihnen keinen guten Tag, sondern dass Sie als Kundin von einem anderen Unternehmen ebenso desinteressiert behandelt werden. Vielleicht begreifen Sie dann, von wessen Geld Ihr Gehalt bezahlt wird.“

Nun habe ich nicht die Rechtsdatenbanken nach höherinstanzlichen Urteilen zur Gewährleistung bei Software abgesucht, die als Grundausstattung vorinstalliert ist. Es gibt Juristen, denen ich zutraue, dass sie – weil sie selbst keinen Computer haben und solche Neuland-Geräte auch nicht mögen – urteilen würden, der Kunde sei doch selbst schuld, wenn er sich sowas kauft. Aber wegen 199 Euro führe ich sowieso keinen Prozess. Mal sehen, was sich Aldi davon annimmt.

Dass ich nichts mehr von Medion kaufe, ist aber total ernst gemeint. Wer von meinen geneigten Lesern es jetzt noch tut, ist – da hätten Klagen abweisende Richter dann Recht – selber schuld. Oder er ist ein bewundernswerter Android-Crack, der ohne Support auskommt. Falls mir so jemand einen Tipp geben könnte, wie ich die Mails aus dem Ausgang schubsen kann, wäre ich sehr dankbar!

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Eine Antwort auf „Medion: Software-Support? Da kann ja jeder kommen!“

  1. Hallo
    Bei meiner Recherche für die email-Adresse für ein Medion-Vorstandsmitglied (erfolglos) stiess ich auf diesen Artikel.
    Ich habe sehr ähnliche Erfahrungen gerade gemacht:
    – nur allgemeine mail-Adressen (pc-support@medion.com, info@)
    – lange Antwortzeit
    – standartmässige Antworten
    – Problem wurde wiederholt nicht angesprochen
    – verschiedene Ansprechpersonen
    Wenn Medion die Garantie-Reperatur (2in1 T2212 Stützbatterie) nicht wirklich beheben war dies auch das letzte Medion-Gerät.

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