…mir gehen da ein paar Dinge nicht aus dem Kopf. Ich verstehe ja, dass es einem mulmig werden kann, wenn sich eine gewisse Sorte mehr oder weniger junger Männer in der Stadt herumtreibt. Das können zum Beispiel Junkies oder Besoffene sein, die zu zugedröhnt sind, um sich unter Kontrolle zu haben, oder Schlägertypen, Berufs- und Gelegenheitskriminelle, Mitglieder von Gangs und „Rocker“-Banden (unsägliches Wort übrigens, ich liebe Rockmusik), Leute aus „dem Milieu“. Manchen steht die Brutalität ins Gesicht geschrieben, vielleicht auch, weil sich ihre Züge im Knast verhärtet haben. Wenn die in Sicht sind, wechsle ich gerne mal die Straßenseite.
Zu dem ohnehin vorhandenen und viel zu großen Reservoir an Dreckskerlen kommt jetzt durch Migrationsbewegungen sicherlich ein gewisser Prozentsatz an ebensolchen hinzu, so dass der Dreckskerlindex beispielsweise von Chemnitz jetzt möglicherweise bei 102,9 Punkten liegt (2015 = 100). Mir ist es allerdings völlig egal, welche Haut- oder Haarfarbe so ein Dreckskerl hat oder in welchem Land er geboren ist. Herkunft spielt durchaus eine Rolle, aber nicht die geografische, ethnische oder religiöse, sondern die soziale.
Wenn Sie ein bekennender Schlechtmensch sind, können Sie jetzt natürlich den Standpunkt vertreten, man dürfe heutzutage unchristlich sein, und sich einen feuchten Kehricht um die Allgemeingültigkeit der Menschenrechte kümmern. Sie können sagen, dass Ihnen die einheimischen Dreckskerle reichen und dass deshalb die 97 Prozent freundlichen und harmlosen Exemplare unter den Menschen, die zu uns gekommen sind, leider Pech haben. Sie können versuchen, für Ihre menschenverachtende Haltung eine parlamentarische Mehrheit zu bekommen. Die Partei für solche Typen gibt es ja schon.
Aber ich habe da mal eine Frage an Sie, weil ich es wirklich nicht verstehe: Wie kann man einen Menschen nur wegen seines Aussehens hassen, beschimpfen, bedrängen? Also nicht wegen seines Verhaltens oder selbst verantworteten Zustands (z.B. zugedröhnt)?
Wer wie ich auf die Sechzig zugeht und in der alten BRD aufgewachsen ist, kennt von klein auf Deutsche mit anderer Hautfarbe: die „Besatzungskinder“. Sie sind vor allem in der amerikanischen Zone geboren, heute zwischen 60 und Anfang 70, Mutter Deutsche, Vater amerikanischer Soldat, Abstammung „African American“. Die meisten dieser Kinder – damals unbefangen „Mulatten“ genannt – wurden später selbst Eltern und sind heute oft schon Großeltern. Angefangen bei den Urahnen, die einst von Sklavenhändlern aus Westafrika verschleppt wurden, hat sich niemand in diesen Familien jemals selbstbestimmt die USA oder Deutschland als seine Heimat ausgesucht. Aber selbst die Enkel und Urenkel schwarzer GIs sehen oft noch ein bisschen anders aus, als Ihr Euch einen Deutschen vorstellt, eine Nuance zu dunkel.
Zurück auf die Straßen von Chemnitz, Dresden oder anderen No-Go-Areas innerhalb und außerhalb des Freistaats Sachsen: Nach Eurer bescheuerten „Logik“, Ihr in der Überschrift erwähnten armseligen Gestalten, muss ein Deutscher aussehen wie ein Deutscher, sonst giftet ihr ihn (wenn er Glück hat) an oder vergreift Euch an ihm. Für Euch ist er ein Ausländer und muss „raus“, so wie Merkel „weg“ muss. Wohin soll er denn gehen? (Die viel wichtigere Frage nach dem „Warum“ lassen wir mal weg, die begreift Ihr ja eh nicht.) In die USA, wo einer der beiden Großväter geboren ist? Nach Ghana, von wo eine der Urururururomas ihren Eltern entrissen wurde, oder nach Nigeria, wo ein Urururururopa dieses Schicksal erlitt? Und was soll der junge Mensch da? Was wäre, wenn er da in ein schwarzafrikanisches Chemnitz käme, in dem Typen wie Ihr das Sagen hätten und brüllten, er sei ein weißer Ausländer, der raus muss?
Nein, kommt mir jetzt nicht mit trumpistischem Whataboutism, „what about black racism in Southern Africa?“. Es geht um Euren Rassismus. Es geht darum, dass in Euren Hohlbirnen die fixe Idee von der „Rassenschande“ steckt, eine Erfindung von Nazis, Ku-Klux-Klansmen und White Supremacists. Euer Denken unterscheidet sich nicht im Geringsten vom Denken derer, die vor 85 Jahren den Ariernachweis erfanden. Deshalb habt Ihr keinen Grund, beleidigt zu tun, wenn man Euch „Nazis“ nennt. Den habt Ihr erst dann, wenn Ihr begriffen und verinnerlicht habt, dass man nicht an Haut und Haar erkennt, wo ein Mensch „hingehört“ und dass es Euch auch gar nichts angeht, wo ein anderer Mensch leben möchte.
So, und jetzt geht mal ganz in Ruhe Eure Ahnenreihe durch. Ihr werdet Euch wundern, wie schnell Ihr auf den ersten, sagen wir mal, Slawen stoßt, den es aus wirtschaftlichen Gründen westwärts zog. Oder lasst einen Gentest machen, der Euch schwarz auf weiß zeigt, ob Ihr auch eine tolle Promenadenmischung seid oder ein trauriges Beispiel dafür, was Inzucht in einem kleinen Genpool anrichten kann.
Mit linksgrünversifften Grüßen – äh nein! – verachtungsvoll
Ulf J. Froitzheim
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Auf den Punkt gebracht! Bleibt zu hoffen, dass die angesprochenen Dreckskerle mehr als drei Wörter des Textes verstehen.