Google: Das alte Bild der Erde („Besser Online“-Edition)

Gut, dass Daten wenigstens nicht verstauben. Viele der Luft- und Satellitenaufnahmen, mit denen Google ein Abbild der Erdkugel im 21. Jahrhundert bereitzustellen vorgibt, wären sonst schon unter einer dicken Flockenschicht und dichten Spinnweben verborgen.

So aber kommen die Bild scheinbar frisch daher, und nur der Ortskundige verdreht die Augen. Es schaut ja auch nicht jeder bei Google Earth links unten an den Bildrand, wo das vermeintliche Aufnahmedatum eingeblendet ist. Bei uns in der Gegend wurden rein zufällig alle Fotos am ersten Tag mit einer „2“ in der Jahreszahl geschossen: am 1. Januar 2000. Einem Tag, an dem alle Informatiker weltweit sich den Angstschweiß von der Stirn wischten: Sie hatten ihre Systeme noch rechtzeitig vor dem „Millennium Bug“ gerettet und den Untergang der digitalen Welt verhindert.

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Wie die Älteren unter uns noch wissen, war ja die Schlagzeile in allen Zeitungen am 2. Januar 2000: „Alle Computer intakt, Vegetation spielt verrückt: Alle Bäume treiben über Nacht!“

Ich scherze? In der Tat. Die Bilder mit dem Default-Datum 1.1.2000 dürften aus dem 20. Jahrhundert stammen, denn wir wohnen seit 1999 hier in Kaufering, und von sämtlichen Gebäuden, an deren Errichtung ich mich erinnern kann, ist noch nichts zu sehen – ob Sportanlagen oder Gewerbebauten. In unserer Kreisstadt fehlen mehrere Supermärkte, die schon ziemlich lange da stehen; die Waschanlage „Flipper“, von der ich noch eine Rechnung von Anfang 2000 besitze, ist an diesem sommerlichen Neujahrstag noch nicht einmal in Form einer Baugrube zu orten.

Dass Google halbe Gewerbegebiete, die einst unmittelbar an einer Bundesstraße lagen, auch nach zehn Jahren noch ignoriert und lieber heile Welt und grüne Wiese vortäuscht, ist befremdlich genug. Schlimmer ist, dass Google vorgibt, man könne mit „maps“ auch Routen planen. So führt besagte Bundesstraße 17 seit mehr als einem Jahr nicht mehr durch Kaufering und Landsberg hindurch, sondern in großem Bogen darum herum – bis zu Europas größtem Kreisverkehr an der A96. Der Google-Konkurrent Bing, den Betreiber Microsoft immer noch bescheiden als „beta“ anbietet, ist zumindest in der Landkartenansicht up to date und schickt die Autofahrer korrekt auf die vierspurige Umgehungsstraße. Google Maps und Earth kennen zwar den Kreisverkehr, aber die Bundesstraße, die von Norden her dorthin führt, ist noch nicht eingezeichnet.

Google (oben) schickt die Leute über die ehemalige B17 durch Kaufering und Landsberg-Nord, Bing (unten) korrekt über die neue B17.

Schade, dass das bei Microsoft (unten) längst nicht so gut aussieht wie bei Google (zweites von unten). Aber ich habe lieber zutreffende, aktuelle Straßenpläne als hübsche historische.

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