Sauerei: Ritter versteckt Tiere!

Gerade kommt wieder eine Presseinfo von Foodwatch rein, dem Verein, den der frühere Greenpeace-Manager Thilo Bode vor zehn Jahren mit einem Startkapital von 1,5 Millionen Euro gegründet hat, welches zu einem erheblichen Teil von den Unternehmern Rolf Gerling, Clemens Haindl, Alfred Ritter und Karl-Ludwig Schweisfurth stammte.

In der PI geht es um die neueste Kampagne aus dem Verein, als dessen geschäftsführender Vorstand der Gründer wirkt. Wie es scheint, sollen jetzt Veganer als nicht stimmberechtigte Fördermitglieder angeworben werden, denn sie heißt:

Versteckte Tiere kennzeichnen!

Eine der attackierten Firmen ist ausgerechnet die Schokoladenfabrik des guten Herrn Ritter, der nicht mehr zu den Mäzenen von Foodwatch zu gehören scheint. Was er sich hat zu Schulden kommen lassen? In seinen Zartbitter- bzw. Marzipanquadraten sind bis zu vier Promille Milchzucker enthalten, weil des Ritters wackere Knappen die Produktionsanlage beim Übergang von einer Milchschokolade-Charge zu einer Zartbittercharge nicht gründlicher reinigen.

Dies als das Verstecken von Tieren zu bezeichnen, ist ziemlich verwegen. Schließlich kann ein Metzger eine Kuh verhackstücken, wie er will, aber Laktose wird er so niemals gewinnen. Das schafft nur die Molkerei – und die tut gut daran, das Vieh leben zu lassen.

Als Allergiker, der kein rohes Steinobst essen kann, stehe ich natürlich grundsätzlich auf der Seite derer, die von der Lebensmittelindustrie verlangen, ihre Anlagen wirklich pedantisch zu säubern, statt „kann Reste von … enthalten“ auf die Packung zu drucken. Litte ich unter einer Laktose-Intoleranz, wäre auch ich irritiert, wenn ich nur im Internet, nicht aber auf der Tafel lesen könnte, dass im angeblich veganen Produkt doch ein Quäntchen Laktose verborgen ist.

ABER: Es geht um maximal 400 Milligramm pro Tafel, um 100 Milligramm pro Riegel, um 25 Milligramm pro Stück Schokolade. Wer diese Mengen nicht zu sich nehmen kann, ohne krank zu werden, hat ein viel größeres Problem als Süßigkeiten: Die Trägersubstanz sehr vieler Tabletten ist ebenfalls Laktose. Allerdings lässt sich dem leicht abhelfen, indem man dazu eine Laktase-Pille einwirft. Laktase ist das Enzym, das man braucht, um Laktose zu verdauen.

Ein Veganer ist aber nun jemand, der in aller Regel Milchzucker bestens verträgt und ihn nur aus ideologischen Gründen ablehnt. In diesem Fall litte er aber wahlweise an bodenloser Dummheit oder schwerer Schizophrenie, wenn er überhaupt Ritter-Quadrate kaufte. Schließlich dürften die 25 Milligramm „Tier“ pro Stückchen Schoggi selbst dem schlimmsten Prinzipienreiter schnurz sein, wenn er weiß, welche monströsen Mengen Milchpulver die Rittersche Fabrik verarbeitet, weil sie nun mal von den vielen Milchschokoladefans lebt. Ein Veganer, der sich nicht lächerlich machen will, darf selbstverständlich ausschließlich Ware von Chocolatiers kaufen, die nichts anderes als Bitterschokolade produzieren. 

Veganer, die das noch nicht begriffen haben, sind demnach die neueste Zielgruppe, die Herr Bode bei seiner Suche nach einem per Medienecho skandalisierbaren Thema aufgetrieben hat. Wenn das funktioniert – was ich befürchte – gebührt dem Ex-Greenpeacer der Preis für die absurdeste Agenda-Setting-PR-Aktion seit der Acrylamid-Farce.

Acrylamid? Sie erinnern sich nicht mehr? Brot, Chips und Pommes frites sollten gefährlich sein wegen einer beim Erhitzen entstehenden Substanz. Man hätte zentnerweise Kartoffelchips verdrücken müssen, um eine riskante Menge Acrylamid aufzunehmen – und wäre da schon längst wegen Chips-Abusus-bedingter Adipositas im Spital gewesen.

Wissen Sie noch, wer das Thema damals lanciert hat? Eben. Als NGO muss man halt mit aller Gewalt in den Medien bleiben, sonst spendet keiner mehr – und der Geschäftsführer kann sich einen neuen Job suchen.

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