dm Drogeriemarkt spielt mit falschen Karten

dm-GewinnspielBisher habe ich dem dm-Drogeriemarkt immer vertraut. Seit heute tue ich das nicht mehr.

Heute lag nämlich ein Flyer für ein Werbe-Preisausschreiben im Briefkasten, der zum Himmel stinkt. Zwar steht unter „Datenschutz“ folgende Behauptung:

„Für die Teilnahme am Gewinnspiel ist die vollständige Angabe von Namen und Adresse erforderlich. Diese Daten werden von dm (sic!) ausschließlich zur Durchführung des Gewinnspiels genutzt, insbesondere (sic!) zum Versand der Gewinne. Nach Abschluss des Gewinnspiels werden sämtliche Teilnehmer-Daten vollständig gelöscht.“

Glaubwürdig ist das leider überhaupt nicht. Verräterisch ist schon mal die Einschränkung „insbesondere“. Wenn etwas „insbesondere“ auf eine Weise genutzt wird, dann wird es gerade nicht ausschließlich so genutzt. Der Satz ist also ein Widerspruch in sich.

Zudem gibt es außer den mit Sternchen markierten „Pflichtfeldern“ auch reine Datensammelfelder, nämlich solche für das Geburtsdatum und den Titel. Warum – fragt sich da der mündige Konsument – versuchen die denn Daten zu erheben, die sie nach eigener Aussage gar nicht benötigen? Warum erheben sie Daten, die sie nicht nur nicht benötigen, sondern ohnehin gleich wieder löschen?

Der perfide, der infame, der hinterhältige Trick an diesem gar nicht so klein Gedruckten: Von dm selbst werden die Daten ja vielleicht wirklich nur für das Gewinnspiel genutzt. Aber die Adresse (Postfach 1151, 73080 Salach; laut Google vormals Anschrift der Gemeindeverwaltung) gehört offensichtlich einem Dienstleister. Die Drogeriemarkt-Hauptverwaltung sitzt nicht in Salach im Kreis Göppingen, sondern in Karlsruhe. Der Name des Dienstleisters wird freilich nicht genannt. Wie in solchen Fällen leider üblich, lautet die Anschrift „dm-Markt, Kunden-Dialog“. Dialogmarketing-Agenturen verstecken sich gern auf diese Weise. Was diese geheime Agentur mit den Daten macht, steht nicht auf dem Coupon.

Na, und was sagt eine Mitarbeiterin der DM-Kundenhotline, wenn man sie mit diesen Ungereimtheiten konfrontiert?

Die platte Unwahrheit. Sie lügt einem ins Ohr, und zwar in einem Tonfall, der nicht nach Dabei-rot-Werden klingt. Eine geschulte – aber nicht gut genug geschulte – Lügnerin. Das Geburtsdatum werde benötigt, weil die Teilnahme erst ab 18 Jahren erlaubt sei.

Tja, gute Frau, ich kann lesen. Von einer Altersbeschränkung steht da nichts, und das Geburtsdatum ist ja auch kein Pflichtfeld. Das mit dem Titel kann sie so ebenfalls nicht erklären.

Nachdem sie mich derart dreist für dumm verkaufen wollte, habe ich einen schärferen Ton angeschlagen und verlangt, dass mich der zuständige Manager zurückruft – verbunden mit dem ausdrücklichen Hinweis, dass ich ein langjähriger Stammkunde bin, den dm mit solchen plumpen Mätzchen im Begriff ist zu verprellen. Die Dame war gerade schlau genug, zu sagen, für dieses Thema sei der Datenschutzbeauftragte zuständig, aber zugleich so dumm, abzuwiegeln, dieser Mensch nehme Beschwerden nur auf dem Postweg entgegen. Ich habe ihr sehr bestimmt und hörbar ungehalten gesagt, dann möge mich halt jemand vom Sekretariat des Datenschützers zurückrufen, und ihr meine Nummer diktiert. Sie tat so, als notiere sie diese.

Selbstverständlich rief niemand zurück.

Und deshalb hat dm jetzt einen wirklich guten Kunden verloren. Ich betrete diese Läden nicht mehr. (Was schade ist und für mich unbequem, aber die einzige Konsequenz, die ein Laden verdient hat, der treue Kunden – sorry für die unfeine Formulierung – verarscht.)

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7 Antworten auf „dm Drogeriemarkt spielt mit falschen Karten“

  1. Vorhin meldete sich eine Dame von der Datenschutz-Abteilung von dm per Telefon. Fazit des Gesprächs: Das Gewinnspiel läuft in der Tat über eine externe Firma, aber für die legt sie ihre Hand ins Feuer, und diese Zusammenarbeit sei legal, und Firmen seien nicht verpflichtet, ausdrücklich auf das Outsourcing hinzuweisen. Nun ja.
    Ihre Begründung fürs – nach ihren Worten legale – Abgreifen des Geburtsdatums war, dass das Marketing gerne wüsste, wie alt die Kunden sind (nein, nicht der einzelne, nur statistisch). Die Frage nach dem akademischen Titel zu vertiefen, hatte nicht viel Sinn.
    Die Datenschutz-Dame war sehr nett und sehr eloquent, dennoch kamen wir im entscheidenden Punkt nicht auf einen Nenner: Wenn es nur ums Alter ginge, würde es ja genügen, ein Feld „Alter … Jahre“ anzubieten. Dafür, warum wahrscheinlich weiterhin nach dem exakten Geburtsdatum gefragt werden wird, obwohl es dm angeblich nicht interessiert, hatte sie kein Argument, sondern nur einen (schwachen) Grund: Das Marketing werde bestimmt nicht bereit sein, wegen einer Beschwerde aus dem Kundenkreis das Formular umzugestalten. (Und gesetzlich verboten ist so etwas ja nicht.)
    Wenn meine Gesprächspartnerin nicht vom Datenschutz, sondern vom Marketing gewesen wäre, hätte ich noch gefragt, welchen Nutzen eigentlich die Erkenntnis bringen soll, wann die Menschen geboren sind, die freiwilig eine so intime Nicht-Pflicht-Angabe machen. Schließlich dürfte die Sensibilität für Datenschutz auch eine Generationenfrage sein.
    Was den „Datenschutz“-Disclaimer angeht, sagte die Fachfrau, das Wort „insbesondere“ sei nicht als Einschränkung zu verstehen. Man brauche die Daten ja nicht erst für den Versand der Gewinne, sondern bereits für die Ziehung. Aus dieser Einlassung kann man den Schluss ziehen (muss dies aber nicht), dass die Coupons nicht wie früher in eine große Lostrommel gesteckt werden, sondern dass die Adressdaten eingescannt werden und die Ziehung ein digitaler Zufallsgenerator übernimmt. Ich habe nicht extra nachgefragt. Klar ist ja zweierlei: a) Beim traditionellen Lostrommelverfahren bräuchten Daten nur von einer Handvoll gezogener Coupons erfasst zu werden; b) ohne Einscannen ließe sich das Alter nicht rationell erfassen.
    Die falsche Auskunft aus dem Callcenter schob die Datenschützerin darauf, ich hätte die Dame bestimmt auf dem falschen Fuß erwischt. Meine Frage, warum die CC-Agentinnen denn nicht angehalten werden, einen Rückruf durch eine kompetente Fachkraft anzubieten, wenn sie selbst keine vernünftige Antwort wissen, verstand sie immerhin sehr gut. Aber ob sich deshalb etwas ändern wird? Wer weiß…

  2. das hier ist übrigens der Link zu dem Kommentarstrang:

    https://www.facebook.com/photo.php?fbid=224771227721955&set=o.129724513733284&type=1

    Ich weiß noch nicht, was ich davon halten soll. Zugegeben, die Zahl der Gegen-Argumentierer ist plötzlich rasant angestiegen. Allerdings finde ich sehr wohl, dass sie Argumente haben.
    Btw: Ihnen allen zu unterstellen, sie seien von DM, ist doch etwas arg übertrieben, oder?

    Das mit dem Datenmining vom anderen Kommentar finde ich übrigens eine hübsche Idee. Ich sehe die Datensammelwut der Firmen mit großer Skepsis, wenn es also nicht nötig ist (Telefon, Strom etc) gebe ich meine Daten nicht weiter. Übrigens auch nicht meine Telefonnummer oder email-Adresse. Wenn einer fragt, sag ich: Schreiben Sie mir einen Brief. Das ist den meisten dann doch zu teuer 😉

    1. Ich unterstelle doch nicht allen, sie seien von DM. Bei einigen konnte ich mich dieses Eindrucks allerdings wirklich nicht erwehren. Ein paar andere sind einfach nur schlecht erzogene Mitbürgerinnen, Krawallschwestern, Trollinnen. Die haben Spaß am Cybermobbing. Argumente habe ich mit ein, zwei Ausnahmen keine gelesen. Die Damen schreiben doch alle an der Sache vorbei, und viele haben eindeutig Facebook nicht verlassen, also den hiesigen Ursprungstext gar nicht gelesen.

      Ich kreide der Social-Media-Abteilung von DM an, dass sie nicht moderierend eingreift, sondern Öl ins Feuer gießt. Überfordert sind die eh – wie kann man Kunden, die sich beschweren, coram publico zurechtweisen und auch noch zwangsweise duzen? Die gehören ins Lager versetzt oder zum Regaleeinräumen in die Filiale. Diese Firma demontiert sich selbst. Wenn dm nur noch solche Kunden haben will, wie sie sich auf der Facebook-Seite austoben, freue ich mich schon darauf, dass Rossmann endlich unsere Gegend entdeckt.

  3. Ich habe den Link hierher auch in der Höhle des Löwen gepostet – auf der dm-Facebookpage. Sofort stürzte sich ein Rudel von Löwinnen in die Kommentarspalte – aber wie. Alle wirken irgendwie beleidigt, weil ich ihre heilige dm angreife. Keine geht inhaltlich auf meine Argumente ein, alle haben rein zufällig eine Rhetorik drauf, wie ich sie von schlechten PR-Leuten kenne. (Typische Bemerkungen: Wenn Ihnen Datenschutz so wichtig ist, warum treiben Sie sich dann ausgerechnet bei Facebook rum? Warum werfen Sie den Coupon nicht einfach weg?)
    Dass das alles nur Kundinnen sein sollen, erscheint mir eher unwahrscheinlich. Warum sollten die sich so festbeißen, es könnte ihnen doch egal sein. Sie sind heftig überengagiert.
    Wenn man sie fragt, ob sie bei dm arbeiten, verneinen sie. Ich hätte fragen sollen, ob sie für dm abeiten – oder mit jemandem aus der Firma befreundet sind.

    1. Hm, das wirkt zu persönlich involviert für schlechte PR-Leute. Vielleicht ist das ja *wirklich* so, dass manche nicht nur wegen der Kohle bei dm arbeiten, sondern wegen irgendwelcher Ideale? (Götz Werner ist ja für das Grundeinkommen, weil er dann sieht, wer *wirklich* bei DM Regale einräumen will oder so.)

      Von der Einwohnerzahl her hättet ihr Chancen auf einen Rossmann, in Markt Indersdorf gibts auch einen.

  4. Ja, das habe ich auch schon gemacht. Irgendwann hat man dann alle Variationen durch, die die Zustellbarkeit nicht gefährden, und sobald man einen Datensatz recycelt, kann man nicht mehr sicher sein, wer’s war.

  5. Ärgerlich, sicherlich. Aber Gewinnspiele sind nun mal so. Gegen Null gehende Gewinnchancen und das Abschöpfen persönlicher Daten.

    Es gibt aber eine spitze Waffe gegen die Datensammler: Daten fehlerhaft eingeben. Natürlich mehrfach und an verschieden Stellen. Immer ein bisschen anders, aber immer falsch, weil unrichtig. Ich kenne sehr viele Leute, die das so machen. Dadurch wird die Güte der Datenbanken unterminiert und das Datamining macht dann viele Probleme, wenn so viele Fehler im Material enthalten sind, es so viel Ausschuss gibt. Je mehr Menschen von dieser Waffe Gebrauch machen, desto besser.

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